
Schön, dass Du diesen Newsletter liest! Ich bin Julia Hackober, Journalistin und Autorin, und ich verschicke meine Briefe alle zwei Wochen am Sonntagabend. In meinem Newsletter geht es um die schönen und heiteren Seiten des Lebens – von Popkultur über Alltagsfragen bis zu Mode- und Reisethemen.Ich freue mich sehr, wenn Du Dich für die Mailingliste anmeldest – dann verpasst Du keine Ausgabe:

Berlin, den 17.7.2022
Liebe Leser*innen! Ich melde mich zurück aus der Sommerpause – mit großen beruflichen News, um die es heute in einer sehr persönlichen Ausgabe dieses Newsletters gehen soll. Die Betreffzeile dieser Mail verrät es ja schon: Ich mache mich jetzt selbstständig! Als freie Journalistin, Autorin und digitalstrategische Beraterin (das muss ich jetzt kurz so droppen, falls diesen Newsletter jemand liest, der mich gern beauftragen möchte, Zwinker-Smiley). Jetzt denkt Ihr Euch vielleicht: Moment mal, hat sie nicht gerade einen neuen Job angefangen? Ja, hatte sie. Und dann habe ich gemerkt: Nee, eine Festanstellung ist einfach nicht das, was mich gerade glücklich macht. Ich weiß, ich erfülle damit das Klischee eines dauernd von „New Work“ und „Remote“ und „ich will vom Strand aus arbeiten können“ faselnden Millennials. Aber ich finde es wichtig, sich im Berufsleben immer wieder auch selbstkritisch zu fragen: Was will ich eigentlich gerade? Echt nur den nächsten Haken im Lebenslauf setzen, die nächste coole Position bei Linkedin eintragen – oder mir vielleicht doch endlich einmal die Zeit nehmen, um herauszufinden, welche Themen mir im Beruf wirklich wichtig sind? In den vergangenen Wochen und Monaten wurde in mir das Gefühl immer stärker: Eigentlich will ich mich jetzt gern einfach mal ausprobieren. Das Gelernte der vergangenen zehn Berufsjahre sacken lassen und dann sehen, wohin mein Weg mich führt. Aber eben erst einmal ohne festes Redaktionsgefüge, in dem man mühsam seinen Platz suchen muss. Ich möchte mal nur für mich allein verantwortlich sein, mir ein paar berufliche Wünsche und Träume versuchen zu erfüllen, die in einem eng gesteckten Verlagsumfeld nicht möglich sind zu verfolgen. Und diese Zeit kann ich mir in der Lebenssituation, in der ich mich gerade befinde, gönnen. Mit diesem Wunsch nach mehr Freiheit im Berufsleben stehe ich nicht alleine da. Einen sehr guten Text über junge Medienprofis, die sich aus ihren hart erkämpften Festanstellungen lösen, hat kürzlich der Mediencoach und Autor Attila Albert auf kress.de veröffentlicht – für alle, die sich (beruflich bedingt) noch konkreter für die „dornigen Chancen“ der Medienbranche interessieren, ist dieser Text wirklich lesenswert. Vieles aus diesem Text trifft auch auf mich zu. Zumindest bin ich jetzt an einem Punkt in meiner Karriere angekommen, an dem ich gern mehr Verantwortung für meinen eigenen Werdegang übernehmen will. Das heißt: Nicht um die Anerkennung und Förderwilligkeit von Vorgesetzten kämpfen müssen, sondern herausfinden, was ich aus meinen Fähigkeiten und Interessen unabhängig von einer Redaktionskarriere machen kann. Zum Beispiel: Diesen Newsletter, auf den ich so viel positive Resonanz bekomme, noch größer, schöner und interessanter zu machen. (Was nicht heißen soll, dass ich unglaublich lukrative, spannende, prestigeträchtige Jobangebote in der Zukunft komplett ausschließe – noch mal ganz viele Zwinker-Smileys!) Vielleicht liegt es daran, dass ich beruflich viel mit Gründer*innen und Freelancer*innen zu tun habe – und mir deren unternehmerischer Mut und ihre berufliche Freiheit immer verlockender schien, während eine 40-Stunden-Woche in mir zunehmend klaustrophobische Gefühle auslöste. So nett meine neuen Kolleg*innen auch waren: Ich möchte im Moment einfach niemandem Rechenschaft über meinen Tagesablauf ablegen und ich will mich nicht mit sämtlichen Befindlichkeiten in einem Team auseinandersetzen müssen. Ich will verreisen können ohne Urlaubsantrag, Mittagspause ohne schlechtes Gewissen machen, arbeiten können nach dem eigenen Biorhythmus. Es ist ein Privileg, dass man das in meinem Beruf so machen und einfordern kann – aber ein Privileg, das man sich eben auch nehmen und ermöglichen muss. Natürlich habe ich auch Respekt vor der Selbstständigkeit, so ist es nicht. Nach dem Studium war ich schon mal ein paar Jahre lang Freelancerin, damals aber eher in einem scheinselbstständigen Arbeitsverhältnis, das schließlich in der Festanstellung mündete. Damals konnte ich mein Glück kaum fassen – schließlich gehöre ich zur Generation Praktikum, die im Journalismus niemals mit einer Festanstellung gerechnet hat (ernsthaft: in der Uni wurden wir auf Hartz IV vorbereitet!). Eine Festanstellung bedeutet im Journalismus aber nicht, dass es von nun an nur "nach oben" geht. In meinem Berufsleben habe ich bereits vier Kündigungswellen miterlebt; jedes Mal fragte ich mich: Soll ich mich lieber gleich wieder selbstständig machen, bevor ich rausgeschmissen werde? Doch sich als freie Journalistin ständig selbst vermarkten zu müssen, Themen zu pitchen, abhängig von schlecht bezahlten Textaufträgen zu sein – davor hatte ich, offen gestanden, lange Angst. Ich kann Euch nicht genau sagen, woher ich jetzt den Mut nehme, den Sprung ins kalte Wasser doch zu wagen. Auf beruflicher Ebene ist es wahrscheinlich mein Netzwerk, das mir gespiegelt hat: Mach das mal, du kannst das schon! Eine langjährige Wegbegleiterin sagte kürzlich zu mir: "Du bist doch kein ängstlicher Typ, der immer nur auf Sicherheit spielt, das kriegst du schon hin." Ein Satz, der mich ermutigte, den Antrag auf Aufnahme in die Künstlersozialkasse anzufordern (ungefähr der nervigste Antrag, den man in Deutschland bei einer Behörde stellen kann...) Persönlich haben mich die vergangenen zwei Jahre durchaus auch verändert. Der plötzliche Tod meines Vaters hat mir vor Augen geführt, dass es im Leben keinen Sinn hat, in Situationen zu verharren, die einen nicht wirklich zufrieden machen. Dafür ist das Leben zu kurz. Ich glaube, dieses Gefühl teilen viele, die einen geliebten Menschen verlieren. Und dennoch: Die Entscheidung für die Selbstständigkeit war trotz aller positiven Ausblicke, trotz aller Klarheit nicht leicht. Vor allem war das Gefühl nicht schön: Ich lasse meine neuen Kolleginnen im neuen Job direkt wieder hängen. Insofern möchte ich mich bei meinen tollen Kolleginnen von EMOTION (ich weiß, ein paar von Euch lesen diesen Newsletter ☺️) wirklich von ganzem Herzen für Euer Verständnis bedanken und auch dafür, dass wir einen guten Weg gefunden haben, wie ich das Team auch weiterhin als Freelancerin unterstützen kann.Und auch danke an viele frühere Kolleg*innen von WELT und anderen Zeitungen und Magazinen, an meine Mentor*innen und viele Bekannte, Freunde und Wegbegleiter*innen, die sich in den vergangenen Wochen Zeit für mich genommen haben, um meine Zukunft zu besprechen. Ich erlebe gerade so viel „female empowerment“ wie noch nie zuvor – von der Vermittlung von Freelance-Aufträgen über Unterstützung in nervigen Krankenkassen-Fragen über Einladungen zu schönen Events, die mich aus meinem Gedankenkarussell herausholen. Danke an jede einzelne von Euch, die mich unterstützt. Und natürlich auch danke an meine Familie und Freunde, die sich all die hier aufgeschriebenen Gedankengänge natürlich nicht nur einmal, sondern gefühlt mehrere tausend Mal anhören mussten. Ok, diese Danksagung ist jetzt in Länge und Pathos fast so eskaliert wie die Oscar-Annahme-Reden. Also Schluss jetzt. Nur noch so viel: Ich bin gespannt auf alles, was kommt. Ich bin vorfreudig und leide bislang zum Glück nur selten unter Panikanflügen. Wenn ich Euch um eines bitten darf: Schickt diesen Newsletter gern weiter an alle, die sich dafür interessieren könnten – ich freue mich über jedes neue Abo und über jede lobende, konstruktive Mail von Euch! Viel Spaß mit dem Rest vom Newsletter und bis zur nächsten Ausgabe! Eure JuliaWie Ihr mich erreicht? Per Antwort-Mail auf diesen Newsletter oder auf Instagram!



Wenn ich gefragt werde, welche Kinderbuchfigur mich am meisten geprägt hat, auch in meinem Welt-und Frauenbild, dann kann ich keine feministisch anerkannte Antwort wie Pippi Langstrumpf nennen. Bei mir war es Else Urys „Nesthäkchen“. Keine Kinderbuchfigur hat meine Kindheit so intensiv begleitet wie Annemarie Braun aus Berlin, die zur Kaiserzeit in Berlin aufwächst. Als ich klein war, wollte ich die 80er-Jahre-Verfilmung immer und immer wieder auf Videokassette gesehen, später las ich die Bücher selbst, und am glücklichsten war ich, wenn meine Puppen, so wie bei Annemarie, das gleiche Outfit wie ich anhatten. Die Mütter und Großmütter meiner Kindheitsfreundinnen waren auch mit dem Nesthäkchen aufgewachsen, die Buchreihe zählte bis in die 90er-Jahre zu bekanntesten deutschsprachigen Mädchenbuchreihen. Noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich die Titelmelodie der Serie höre, komponiert von Christian Bruhn. Klar ist aber auch: Das Nesthäkchen gehört dem 20. Jahrhundert an. Else Ury, in der Weimarer Republik eine der beliebtesten Kinderbuchautorinnen, wurde als Jüdin 1943 in Auschwitz ermordet. An ihr schreckliches Schicksal muss man sich erinnern – auch wenn ihre Bücher, wenn auch fast hundert Jahre lang unvergessen (den ersten Nesthäkchen-Band veröffentlichte sie 1913), mit der Gegenwart nichts mehr zu tun haben. Umso interessanter die Beobachtungen von Melanie Amann, die diese Woche im Spiegel-Newsletter "Die Lage am Morgen" ihre Wiederentdeckung des Nesthäkchens im Urlaub schrieb. Sie brachte die Bücherserie in Zusammenhang mit der Winnetou-Debatte: Welche Wirkung haben Kinderbücher? Und warum ist es so schwer, das Gefühl, das man aus der eigenen Kindheit mit einem Buch verbindet, eben dort zu belassen? Während Nesthäkchen schon seit vielen Jahren nicht mehr neu aufgelegt wird (2014 wurde nur der Band, der während des Ersten Weltkrieges spielt, zu Forschungszwecken kommentiert neu herausgebracht, nicht aber als Kinderbuch) und die ZDF-Weihnachtsserie wohl auch hauptsächlich erwachsene Frauen in nostalgischer Anwandlung in der Mediathek anschauen dürften, gab es nun eben einen neuen Winnetou-Kinder-Film. Die dazugehörige Buchreihe wurde vom Ravensburger Verlag aus dem Sortiment genommen – zu groß die Kritik über die klischeebeladene Darstellung von „Indianern.“ Winnetou hat mich als Kind nie interessiert. Nun brachte mich Melanie Amann aber noch einmal dazu, über Nesthäkchen nachzudenken. Denn so fröhlich, intelligent und tüchtig, wie Annemarie Braun in der Buchreihe dargestellt wird, entspricht das doch immer noch dem Frauenbild, das wir als Ideal annehmen. Annemarie ist schlauer als ihre Brüder, Mittelpunkt jeder Clique, bewältigt jede Herausforderung im Leben mit Leichtigkeit, und wenn sie aus ihrer gesellschaftlichen Position als Arzttochter hin und wieder etwas hochnäsig auf weniger gut gestellte Freundinnen herabblickt, dann wird sie von ihrem Umfeld stets „liebevoll“ darauf hingewiesen, ihre Privilegien zu checken – wie man heute sagen würde. Was ich sagen will: Dass eine Tochter in bildungsbürgerlichen Familien der lustige, begabte Star ist, das ist für mich eine hochinteressante Darstellung Else Urys, und eine, die ich aus meinem eigenen Aufwachsen in den 90ern in Westdeutschland sehr gut kenne. Ich würde „Nesthäkchen“ heute keinem Kind mehr vorlesen. Um bildungsbürgerliche Distinktionskultur und den Hang zu Heile-Welt-Darstellungen in diesem Land zu verstehen, finde ich die Bücher aber nach wie vor ziemlich aufschlussreich.
Binge-Alarm:
Was Ihr jetzt lesen, gucken, hören solltet📺 "Reich!" auf Apple+: Maya Rudolph spielt eine Milliardärin, die nach der Scheidung von ihrem Mann neuen Lebenssinn in einer ihrer Stiftungen sucht. Lustig, sensibel, und die Darsteller*innen gleichen so manche Drehbuchlänge aus.🎥 "Over & Out" von Julia Becker (Kinostart: 31. August): Drei Freundinnen glauben, auf dem Weg zur Hochzeit einer Jugendfreundin zu sein... bis sie dort ankommen. Tragikomödie über die großen Fragen des Lebens (Freundschaft, Liebe, Sinn). Top-Darstellerinnen, manchmal etwas konstruiert 📖 "Die Jagd" von Sasha Filipenko: Dramatischer Roman um einen russischen Journalisten und einen Oligarchen. Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine schwer zu verkraften, aber lesenswert! 📖 "Die karierten Mädchen" von Alexa Hennig von Lange: Die Großmutter der Autorin nahm die Erinnerungen an ihre Lebensgeschichte auf 130 Tonbandkassetten auf, daraus entstand nun der erste Teil einer Trilogie. Perfekt für alle, die spannende Familiengeschichten lieben.🎧 "Burning" von den Yeah Yeah Yeahs: Über die neuen Songs der Band rund um Frontfrau Karen O dürften sich alle Mittelscheitel-Millennials freuen. Ende September kommt das neue Album, die Vorab-Single "Burning" erinnert mehr an "Gold Lion" als an "Heads will roll" – mir gefällt's ***Erinnert Ihr Euch noch an meinen letzten Newsletter? Darin habe ich Euch die digitale Bibliothek Skoobe vorgestellt. Mein Code für die App ist immer noch gültig: Wenn Ihr über diesen Link SKOOBEXBVJ eingebt, könnt Ihr das Skoobe Premium Abo 60 statt 30 Tage lang kostenlos testen. Viel Spaß beim Lesen!

Von Nesthäkchen zu einem anderen bildungsbürgerlichen Trend (und zu noch einer blonden Frau - sorry!): dem Pullunder. Seit ich kürzlich die amerikanische Influencerin Emma Chamberlain in ihrem bunten Ganni-Pullunder durch Kopenhagen streifen sah (das Video seht Ihr hier), kann ich nicht aufhören, an ärmellose Strickpullis und ihr wundervolles Back-to-School-Feeling denken (auf eine ganz schräge Art fängt für mich im September immer noch ein neues Jahr an – wem geht's noch so?)Und wenn ich meine Schulzeit zu großen Teilen auch in fürchterlicher Erinnerung habe und der erste Schultag nach den Sommerferien mit sehr viel Stress behaftet war, so kann ich mich dem aktuellen Strebertrend doch nicht entziehen. Natürlich muss der Rest des Outfits on fleek sein, wenn man einen Pullunder trägt– also eine lässige Sonnenbrille dazu und coolen Schmuck; sonst befürchte ich ganz schnell gewisse Olaf-Schubert-Vibes. Und hier noch ein paar passende Look-Empfehlungen für den Trend: Pullunder mit crazy Mathe-Lehrer-Muster von Versace; superklassischer Pullunder in Beige von Sandro; Smiley-Pullunder von H&M; pastellfarbenes Stricktop von GanniHinweis: Verwendung von Affiliate-Links




Und sonst noch?Haben optische Doppelgänger eine ähnliche DNA? Forscher haben nun untersucht, warum manche Menschen, die nicht verwandt miteinander sind, sich so verdammt ähnlich sehen. Finde ich absolut faszinierend! Hier gibt's weitere Infos dazuEntschuldigung vom ZDF gefordert: Nach der unfassbar unsensiblen, rassistischen Kommentierung des 10.000-Meter-Finales der Männer bei der EM in München soll sich das ZDF nun bei den deutschen Startern
Sibhatu und Abraham entschuldigen. Richtig so!
"Niemand kann sich vorstellen, wie es ist, Mutter zu werden": Ich habe Julia Friese über ihr neues Buch "MTTR" interviewt. Sie schreibt darin über die Schwierigkeiten einer Mutterwerdung – und thematisiert, welche Nachwirkungen die kalte Erziehung der Nazizeit noch heute auf deutsche Familien hat. Jetzt lesen auf emotion.de Kennt Ihr El Hierro? Für das Online-Reisemagazin "Home of Travel" habe ich mir die kleine kanarische Insel genauer angeschaut - und würde jetzt am liebsten selbst gern hinreisen. Den Artikel mit den Must-sees der Insel findet Ihr hier
Das war's für heute von mir. Bald kommt der nächste Brief. Wenn Ihr vorher schon mit mir in Kontakt treten wollt, findet Ihr mich (viel zu oft) auf Instagram @juliahackober.Macht es gut! Eure Julia