Happy New Year! Hurra, das Wochenende ist gerettet! Man muss sich ja auch über die kleinen Dinge im Leben freuen, und deshalb stimmt es mich gerade sehr glücklich, dass man für den Rundfunkbeitrag momentan wenigstens ein umfangreiches Wintersport-Programm in den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern geliefert wird. Wie your average Ober-Alman bin ich ein riesiger Biathlon-Fan, habe die Top-30-Läufer*innen im Weltcup sämtlich auf Instagram abonniert, schreie den Fernseher laut mit „JAAA!“ und „NEIIIIN!“ an, wenn es gerade am Schießstand rund geht – und natürlich weiß ich bei jedem Team, was die jeweiligen Trainer anders machen müssten, klar.   Momentan braucht man eben solche kleinen Highlights im Alltag, um überhaupt noch einigermaßen bei Stimmung zu bleiben – so geht es mir zumindest. Jedenfalls habe ich mich noch nie so abhängig vom Fernseher gefühlt wie nach elf Monaten Pandemie. Jede kleine Flucht aus dem grauen Alltag zwischen Homeoffice und „Was sollen wir heute schon wieder kochen“-Diskussionen ist mir persönlich gerade herzlich willkommen. Ich gucke mir jede gehypte neue Serie an (aktuell habe ich „Lupin“ mit Omar Sy angefangen), durchforste die Mediatheken (selbst das Bergdoktor-Winterspezial habe ich mir schon reingezogen, weil ich schneebedeckte Berge wenigstens im Fernsehen, wenn schon nicht im Skiurlaub sehen wollte) und war überglücklich, als ein Freund mir den Zugang zu seinem Disney+ Account gab (bis ich feststellte, dass man die Disney-App auf Panasonic-Geräten leider nicht runterladen kann).   Bisweilen kann ich allerdings nicht ganz verhindern, dass mich eine gewisse Wehmut ergreift, wenn man das schöne Leben, das wir mal hatten, nur noch auf dem Bildschirm sieht. Allzu oft kommen mir Szenen aus Cafés, von Menschenansammlungen auf der Straße, ja selbst in Großraumbüros schon völlig unwirklich vor. Immer wieder der Gedanke: Ach, damals, als man noch in Restaurants gehen konnte. Oder auch: Krass, früher hat man sich ja mal mit Umarmung begrüßt! Kürzlich erschauderte ich sogar unwillkürlich, weil auf einer Empfangstheke keine Plexiglasscheibe angebracht war. Und dann, als mir wieder einfiel, dass es ja mal andere Zeiten gab, ging ich ins Badezimmer, zählte die Falten um meine Augen und sorgte mich, dass das noch sehr viel mehr werden könnten, bis ich noch was erleben werde, draußen, mit anderen Menschen als den wenigen Leuten um mich herum, mit denen ich schon die ganze Pandemie verbracht habe.   Ich will gar nicht länger über Corona und alle Alltagsunannehmlichkeiten sinnieren, die wir seither kennengelernt haben. Aber als kleines Zwischenfazit zu dieser, ich möchte fasst sagen, Ära, stelle ich doch fest, dass man die Macht der Ablenkung nicht unterschätzen darf. Ich meine Eskapismus im besten Sinne: reisen, wenn reisen nicht geht, gedanklich.   Und ein bisschen ist das auch die Motivation für diesen Newsletter, in dem es von nun an alle zwei Wochen um Popkultur, Prominenten-Gossip und Leseempfehlungen gehen soll. Ein Vorhaben, das ich jetzt endlich mal in die Tat umsetze, ich bin überhaupt eine Freundin von guten Vorsätze fürs neue Jahr (wie hier im Übrigen nachzulesen). Neben dem sechswöchigen Pilates-Programm, das ich diesmal aber wirklich!! durchziehe, habe ich mir fest vorgenommen, alle zwei Wochen einen digitalen Brief zu versenden. Die Themen, mit denen es diese Woche losgeht, findest Du weiter unten – einfach mal scrollen.   

Kamala Harris ist auf dem Februar-Cover der amerikanischen „Vogue“ zu sehen, fotografiert von Tyler Mitchell, einem jungen, schwarzen Fotografen, den Beyoncé berühmt gemacht hat  – und alle finden’s irgendwie doof. Sogar die Forderung nach Anna Wintours Rücktritt als Global Chief Content Officer der „Vogue“-Gruppe wurde laut (wobei das auch bei jedem kleinen Skandälchen der Magazin-Familie passiert). Aber was genau wird am Cover kritisiert? Weder Outfit (Blazer plus Chucks) noch Hintergrund (eine Art Taftvorhang, angeblich in den Farben von Harris‘ Studentenverbindung) noch Belichtung (Vorwurf: Whitewashing!) sind den Internet-Moserern genehm. Der Backlash ist jedenfalls gewaltig, die Zusammenfassung meiner Kollegin Silvia Ihring gibt es hier zu lesen. Ich persönlich bin kein großer Fan der Inszenierung – die Klamotten sind so lahm, die könnte sich auch Manuela Schwesig ausgesucht haben (sorry!). Aber wenn schon "Vogue", dann geht auch ein bisschen Glamour, oder? Doch bei aller Kritik: Man muss auch wirklich mal anerkennen, wie intensiv Vogue“-Cover überhaupt noch diskutiert werden; wer hätte das vor einigen Jahren, als Printmagazine komplett tot geredet wurden, erwartet?! Insofern empfehle ich, Fotos einfach mal Fotos sein zu lassen und die wirklich gute Geschichte zum Coverfoto zu lesen, geschrieben von Alexis Okeowo.

Den erfolgreichsten Seriestart des Pandemie-Jahrs 2020 legte "The Queen's Gambit" hin; eine weitere Netflix-Produktion hat den Erfolg nun zu Beginn des Jahres 2021 schon übertroffen: "Bridgerton" mit Regé-Jean Page und Phoebe Dynevor in den Hauptrollen. Es handelt sich um eine poppige Verfilmung von Julia Quinns gleichnamiger Romanreihe, die innerhalb von vier Wochen seit dem Start in 63 Millionen Haushalten gestreamt wurde. WTF?? Ich habe die Serie kurz vor Weihnachten vorab sehen dürfen, um eine Rezension zu schreiben – ganz ehrlich, dass die Serie so ein bombastischer Erfolg werden würde, hätte ich nicht gedacht. Aber klar, jetzt im gefühlt 1342. Lockdown sehnt man sich nun wirklich danach, sich per Serie in andere Welten zu flüchten, s. oben. Falls Ihr "Bridgerton" noch nicht gesehen habt: Es geht um Liebesquerelen in der Regency-Ära, also Jane Austens Zeit, erzählt in Instagram-bunter Optik. Bitte wirklich keine historische Korrektheit erwarten, die Serie ist klassische, romantische Guilty-Pleasure-Unterhaltung, das aber in Perfektion. 

Aktuell auf dem Bücherstapel: "Der letzte Satz" von Robert Seethaler: Es geht um Gustav Mahlers Lebensende. Seethaler-typisch gut zu lesen, gespickt mit einigen Lebensweisheiten - ein bisschen ausführlicher hätte der "Roman" aber schon sein dürfen; auf 120 Seiten sind die Möglichkeiten dann schon begrenzt, ein ganzes Leben zu erfassen "Crazy Rich Asians" von Kevin Kwan: Nicht neu, natürlich, aber seit ich die Verfilmung gesehen habe, wollte ich das Buch doch endlich mal lesen. Entgegen der allgemeinen Meinung fand ich den Film viiieel besser - im Buch passiert eigentlich nix, und die Beschreibungen der Superreichen werden nach einer Weile etwas langweilig. Band 2 und 3 werde ich jedenfalls nicht kaufen 

Lange schwirrten Gerüchte durchs Netz, nun ist es offiziell: "Sex and the City" kehrt zurück. Die neue Serie mit dem Titel "And just like that" wird bei HBO Max laufen, Sarah Jessica Parker veröffentlichte auf dem Instagram-Account einen kryptischen Trailer. Nach den beiden Kinofilm-Fails, die die einstige Kultserie mit Ideenlosigkeit und Fremdschäm-Momenten geradzu verrieten, bin ich skeptisch: Was soll da noch kommen? Ich befürchte Cringe-Alarm a la "Bridget Jones' Baby", eine Wiederholung der altbekannten Storylines (mein Tipp: Carrie und Big haben sich doch scheiden lassen und verlieben sich dann doch wieder, sie können nun mal nicht anders). Ehrlich gesagt hat mich auch der Abgang von Kim Cattrall als Samantha sehr nachdenklich gestimmt: SatC war immer eine Serie, die auf die Kraft von Frauenfreundschaft gesetzt hat – da finde ich es einfach schade, dass sich die Hauptdarstellerinnen untereinander offenbar gar nicht grün waren und eine von ihnen nicht mal mehr Bock hat, bei diesem sicherlich extrem lukrativen Projekt mitzumachen, das für Fans von hohem sentimentalen Wert ist. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Samanthas Weggang wenigstens plausibel erklärt wird... 

🎧Diese Woche im Podcast: In "The Real Word", dem ehrlichen Podcast, sprechen meine Kollegin Nicola Erdmann und ich über das Leben, wie es wirklich ist. In der aktuellen Folge geht es um toxische Positivität: Muss man wirklich immer das Gute in allem sehen? Positiv bleiben? Probleme mit einem Lächeln durchstehen? Nein! Im Gegenteil: Warum übertriebene Positivität sogar gefährlich für die Psyche sein kann, besprechen wir im Podcast. Die Folge findest Du überall, wo es Podcasts gibt, zum Beispiel hier bei Spotify

Das war's erst mal für heute von mir. Bald kommt der nächste Brief. Wenn Du vorher schon mit mir in Kontakt treten willst, findest Du mich (viel zu oft) auf Instagram @juliahackober.Mach es gut! Deine Julia PS: Ich freue mich, wenn Du diesen Newsletter nicht sofort wieder deabonnierst! Es war mehr Arbeit als gedacht, sich mit dem Mailing-Programm auseinanderzusetzen. Danke <3  

Reply

or to participate