Ein Mann, ein Fail? Nein, es geht um mehr

"Causa Thilo Mischke": Wann checken wir, dass es um mehr geht als um einen Mann, einen Posten, eine Branche?

Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:

  • Schon jetzt der Medienbranchen-Fail des Jahres? Die “Causa TM”: Eine kommentierte Link-Liste zum Thema + 🎧 VIP Memo: Wann checken wir, dass es um mehr geht als um einen Mann, einen Posten, eine Branche?

  • Smalltalk-Repertoire: Nerv-Debatte um Fehlzeiten im Job, Pre-Baby-Burnout, die neue Staffel “Silo” und ein Podcast für “Schloss Einstein”-Nostalgiker (=Millennials)

    Viel Spaß beim Lesen!  

Ein Mann, ein Fail? Nein, es geht um mehr

Als sich die “Causa Mischke” um Weihnachten entfaltete, nahm ich die Debatte ausnahmsweise wie ein normaler Mensch war, der mit der Medienbranche beruflich nichts zu tun hat. Ich war schon im Urlaub, benutzte mein Handy hauptsächlich für Schneefotos, wenig für Instagram. Und ich beschloss, mich nur kurz über die Wahl Thilo Mischkes als neuen “Titel, Thesen, Temperamente”-Moderator aufzuregen, was ich als typischen Fehlgriff einer Chefetage interpretierte: Man versucht, eine altehrwürdige Sendung auf Krampf irgendwie zu verjüngen, indem einer der üblichen, aus Boomer-Perspektive wohl “cool” wirkenden Mediendudes angeheuert wird.

Drei Wochen später ist TM schon wieder abgesetzt, die Debatte tobt aber immer noch. Aus meiner Sicht als Medienschaffender völlig zurecht – weil es um mehr geht als eine Einzelfigur (aber dazu weiter unten mehr).

Es ist schon so viel gesagt und geschrieben worden zum sexistischen “Frühwerk” Mischkes, zur Unachtsamkeit der ARD bei der Auswahl von Schlüsselpersonalien, zur Suche nach einer “besseren” Debatten- und Fehlerkultur, von der niemand so recht weiß, wie die aussehen könnte, dass ich an dieser Stelle nichts wiederholen, sondern nur auf die aus meiner Sicht interessanten Links zum Thema verweisen will:  

  • Der Podcast, der alles ins Rollen brachte: Die Journalistinnen Annika Brockschmidt und Rebekka Endler dröseln kurz vor Weihnachten 2024 ihrem Podcast “Feminist Shelf Control” die Kritik am ttt-Casting auf, sezieren gemeinsam mit Kollege:innen Bücher, Artikel und Podcast-Auftritte Mischkes (die Fülle an fragwürdigen Äußerungen und Texten hat mich doch negativ überrascht, es geht eben NICHT nur um ein, zwei peinliche Jugendsünden-Texte). Im Kern geht’s im Podcast um die Frage, ob dieser Mann ausgerechnet für die Moderation einer prestigeträchtigen Kultursendung der geeignete Kandidat sein kann, zumal er sich selbst zu allem Überfluss einen “unterkomplexen Kulturbegriff” attestierte.

  • Wer die Kritik an TM lieber nachlesen möchte: Hier die ausführliche Zusammenfassung der Kritik von Rebekka Endler bei “Übermedien”

  • Der Antwort-Podcast von Sascha und Jule Lobo, die mit Thilo Mischke einen ttt-Kulturpodcast moderieren sollte. Sie hält Mischke für einen Kulturkenner, weil er “antikapitalistische Kulturentscheidungen” trifft und gern in Buchhandlungen rumhängt – hä? Die Folge findet Ihr hier. Eine differenzierte Zusammenfassung dieser Podcast-Folge findet Ihr beim “Stern”.

  • “Jugendlichkeit” over Kompetenz? Diese Recherche der “SZ” zeigt, wie es überhaupt dazu kam, dass Mischke ttt moderieren sollte. Spoiler: So eindeutig, wie die Verantwortlichen den Ausgang des Casting-Prozesses darstellen wollten, verlief die Sache nicht. Im Bereich “Jugendlichkeit” punktete TM (mit 43 Jahren!! Das macht wahrscheinlich die Bomberjacke?), bei “Seriosität und kulturelle Kompetenz” war wohl eine deutliche Underperformance zu verzeichnen.

  • Reactions aus der Bubble: Die Influencerin für “Einsteiger-Feminismus” Tara-Louise Wittwer verteidigte Thilo Mischke auf Instagram, weil sie ihn persönlich kenne, schwenkte dann aber schnellstens um und entschuldigte sich in einer ziemlich performativen “Auch ich mache Fehler”-Kolumne auf “Spiegel online” für ihren Bro-Culture-Lapsus. Respekt für die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sendeverhalten, aber unter sinnvoller Debattenkultur verstehe ich was anderes, als sein Fähnchen im Wind zu schwenken.

Was mich persönlich an der ganzen Geschichte wütend macht: Dass interne Kritik an einer prestigeträchtigen Personalentscheidung offenbar ignoriert wurde (s. “SZ”-Recherche). Dass eine wenige clevere Moderatorenwahl nach massiver öffentlicher Kritik zwar zurückgezogen, aber mit dem Verweis auf eine “aufgeregte, sehr dynamisierte” Diskussionskultur relativiert wird (Zitat ARD-Programmdirektorin Christine Strobl), ganz nach dem Motto: In Anbetracht der hysterischen “Cancel Culture” blieb uns ja keine andere Reaktionsmöglichkeit!

Und vor allem macht mich wütend, dass Kritik von Frauen wie so oft in der Form, im Ton oder im Motiv angegriffen wird, anstatt sich EINMAL ernsthaft damit auseinanderzusetzen.

WARUM sind denn vor allem Frauen so wütend über die Wahl eines Moderators? Geht es nur um diesen einen Typen und dumme Dinge, die er in der Vergangenheit geschrieben und erzählt hat? Eben nicht: Hier entfaltet sich hier der Frust über unfaire Hierarchien, Seilschaften und undurchsichtige Entscheidungsprozesse, die es, klar, überall gibt – aber das Berufsleben oft so unnötig anstrengend machen. Ein Frust, den man VIELLEICHT ernst nehmen sollte, will man nicht immer erst reagieren, wenn das ganze Internet voll mit ausgebreiteten Peinlichkeiten ist.

🎧 Warum es so gut tut zu sehen, dass man nicht alles einfach so hinnehmen MUSS, weil es in der Branche halt “so ist” (Mini-Podcast nur für VIP Mitglieder):

Smalltalk-Repertoire: das wöchentliche Zeitgeist-Update

🤒Die nervigste Gesellschafts-Debatte der Woche: Schwänzen die Deutschen zu oft ihre Arbeit? Na klar, und unsere Burnouts denken wir uns alle nur aus… Studien zeigen übrigens, dass monetäre Anreizsysteme für lückenlose Anwesenheit im Büro tendenziell zu mehr Krankschreibungen führen, weil Leute kein schlechtes Gewissen mehr haben, wenn sie quasi auf ihre “Belohnung” verzichten.

🍼Schon mal was vom “Pre-Baby-Burnout” gehört? Wenn Ihr zwischen in den Dreißigern seid, kennt Ihr das Leiden vielleicht – der Begriff meint den Stress vieler Frauen, sämtliche Karriereziele vor dem ersten Kind erreichen zu wollen, weil man Angst hat, mit Familie eh aufs Abstellgleis gestellt zu werden. Was für ein Armutszeugnis für die moderne (Arbeits-)welt.

⛷️Das Comeback der Saison: Ski-Rennfahrerin Lindsey Vonn rast fünf Jahre nach ihrem Abschied vom Profisport wieder die Pisten runter, schaffte beim Rennen in St. Anton dieses Wochenende den sechsten Platz. Und zeigt es damit allen Kritikern, die sie für zu alt und körperlich zu kaputt für den Sport hielten. Coole Geschichte!

📺Auf der Watchlist: Auf Apple+ ist gerade die zweite Staffel der dystopischen Serie “Silo” angelaufen: Nach einer Nuklearkatastrophe leben die Menschen in unterirdischen Bunkern, das Leben und die Gesellschaftsordnung sind streng reglementiert. Aber was passiert, wenn diese Ordnung ins Wanken kommt? So spannend gemacht, dass man über ein paar Logikfehler gern hinwegsieht, Trailer hier.

🎧Podcast-Must für 90ies-Kids: Im ARD-Podcast “Deep Doku” trifft die frühere “Schloss Einstein”-Darstellerin Shalin Rogall frühere Kolleg:innen aus der Serie. Memories! Ich hab auf jeden Fall sofort die Titelmelodie im Ohr. Für Nostalgiker: Hier findet Ihr die allererste Folge der Serie von 1998.

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2025 endlich besser schlafen mit Auping

Foto: Auping

Die ewige Schlaflosigkeit: In einer aktuellen Umfrage der Schlafzimmer-Brand Auping geben 36 Prozent der mehr als 1000 Befragten an, regelmäßig eher schlecht bis sehr schlecht zu schlafen; vor allem Frauen (41 Prozent) leiden unter stressbedingten Schlafstörungen.
Was also tun für entspanntere Nächte? Wissen wir ja eigentlich: Vorm Einschlafen Finger weg vom Handy, die ideale Raumtemperatur finden, Stress reduzieren. Wenn’s nur so leicht wäre…
Vielleicht ein schöner Kick-off fürs Projekt “2025 endlich besser schlafen”: Ein Behaglichkeits-Umstyling fürs Schlafzimmer. Bei Auping (immerhin seit 130 Jahren im Schlaf-Business!) findet Ihr wirklich alles, was Ihr dafür benötigt: Es gibt einen praktischen Betten-Konfigurator mit individuellen Unterfederungs-Optionen, einen Online-Matratzen-Berater sowie eine große Auswahl an schicken und nachhaltigen Schlaftextilien.
Meine Favoriten: das individuell konfigurierbare Bett Original, die zirkuläre, also zu 100 Prozent recycelbare Matratze One (aktuell im Angebot!) und die dreamy Bettwäsche “Faded Eclipse”. In diesem Sinne: happy 💤!

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