ENDLICH Schluss mit "Wetten, dass..."

Thomas Gottschalk macht Schluss mit “Wetten, dass” + Pommes-Konsum so hoch wie nie + Wie gut ist die Serie “Deutsches Haus”?

Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:

  • Gott sei Dank: Thomas Gottschalk macht Schluss mit “Wetten, dass”

  • Smalltalk-Repertoire: Pommes-Konsum so hoch wie nie

  • Binge-Alarm: Wie gut ist die Serie “Deutsches Haus”?

Viel Spaß beim Lesen. Und vergesst nicht, den Newsletter an alle weiterzuleiten, die sich auch für die Themen interessieren könnten. Sharing is caring 🙂 ❤️

Brief von Julia

War’s das jetzt wirklich? Die Rede ist von “Wetten, dass”. Die Sendung flimmerte am Samstagabend zum letzten Mal über deutsche Bildschirme. Also, angeblich, und zumindest mit Thomas Gottschalk in der Rolle des Showmasters. Der 73-Jährige will nämlich endgültig aufhören als spaßiger Wetten-Moderator und Hollywood-Schreck, auch, weil er “zu Hause inzwischen anders rede wie (sic) in der Sendung” und keine versehentlichen Shitstorms hervorrufen wolle.

Ein letztes Hallelujah auf die gute, alte Zeit, weil: kein Bock auf anstrengende Zeitgeist-Debatten – das ist die Message, mit der sich Gottschalk von der großen Showbühne verabschiedet. Er war ja schon zigmal weg, kam immer wieder zurück, man darf also gespannt sein, ob er sich, wenn er denn fit bleibt, in fünf Jahren doch noch mal mit Standing Ovations bejubeln lassen wird. Weil es ja immer so schön und so lustig war mit “Wetten, dass”, weil wir alle ja soooo viele Erinnerungen an die Sendung haben, wisst ihr noch, Samstagabend, der Tommy, die Salzstangen und diese Gemüüütlichkeit!

Wer diesen Newsletter schon länger liest, weiß, dass ich kein riesiger Fan von älteren Herren im deutschen TV bin. Zumindest dann nicht, wenn sich ihr Einsatz auf dem Bildschirm darauf beschränkt, vergangene Zeiten aufleben zu lassen, die angeblich fröhlicher und einfacher und insgesamt weniger anstrengend waren.

Mich stört diese “Opa erzählt von besseren Zeiten”-Inszenierung aus drei Gründen. 

1.Früher war NICHT alles schöner, Unterhaltungsfernsehen diente schon immer dem Eskapismus aus dem teils unerträglichen Alltag. Und mal abgesehen davon: Ist es wirklich eine so heimelige Vorstellung, dass eine ganze Gesellschaft Samstagabend 20.15 Uhr mit Snackmischung und in Bademänteln vor der Glotze hängt, dass man dieses Szenario wieder und wieder und wieder heraufbeschwören muss? (Irgendwie gehört der Bademantel bei den “Wetten, dass”-Erinnerungs-Tweets/Artikeln stets dazu, ich weiß gar nicht genau, warum, ihr?) Ich find’s eher gruselig!

2. Je länger die Standing Ovations für ein viel zu oft wiederholtes Format wie “Wetten, dass” dauern, desto weniger sieht sich das ZDF gezwungen, sich mal was Neues auszudenken. Und ja, wenn ein Kind im Rollstuhl gefragt wird, “was für eine Krankheit es denn habe”, auf Shirin David mit einem verwunderten “ich hätte dir gar nicht angesehen, dass du Opernfan bist, auch nicht, dass du Feministin bist” reagiert wird und bei Chers Begrüßung frohlockt wird “i can still take you by the hand, because nowadays you're really afraid to touch a girl” – JA, dann WIRD es Zeit für was Neues!

(Shirin Davids super Konter könnt ihr euch übrigens hier angucken.)

3. Wenn man 73 Jahre alt ist, kann man sich natürlich bequem aus dem Gegenwarts-Diskurs mit einem Sentiment von “tschüsschen, ich mach’s mir jetzt gemütlich, macht ihr euren modernen Kram mal unter euch aus” verabschieden und das Publikum darüber sinnieren lassen, was es wohl sein mag, das der Thommy im TV nicht mehr sagen DARF (wahrscheinlich hat es was mit Schnitzelsaucen zu tun). Langweilig ist es aber auch, sich im Leben nur noch hinter Nostalgie zu verschanzen, auch im Rentenalter.

Naja. Wir haben’s ja jetzt geschafft, die letzte Sendung ist gelaufen. Was Gott sei Dank bedeuten dürfte, dass die mediale “Wisst ihr noch”-Parade rund um Goldlöckchen-Gottschalk, Bagger-Wetten und peinlich berührte Stars auf dem Sofa nun wieder abebbt. Und wir ENDLICH aufhören können, so zu tun, als ob es niemals etwas BEHAGLICHERES in der deutschen Unterhaltungskultur geben könnte als “Wetten, dass…”, vielen Dank auch.

Smalltalk-Repertoire

38 Kilo Pommes, Chips und andere verarbeitete Kartoffelprodukte verspeisten die Deutschen pro Kopf im Wirtschaftsjahr 2022/23 – Höchstwert seit 1990. 99 Prozent des Konsums konzentrierte sich auf Abende, an denen “Wetten, dass”, die “Giovanni Zarrella Show” oder irgendwas mit Florian Silbereisen lief. Kleiner Scheeerz.

Schon mal die Weihnachtskugeln rausholen: Angeblich macht es glücklich, die Weihnachtsdeko so früh wie möglich herzurichten. Eine Info, die seit Jahren aus ungesicherten “Studien” durchs Netz schwirrt, aber, let’s face it – Glitzer, Tannennadelduft und Kerzenlicht MACHT glücklich, also legt asap gerne los.

Die Frau im dunkelblauen Rollkragenpullover: Designerin Jil Sander, quasi die Erfinderin des “Quiet Luxury”-Prinzips, wird 80. Dieses Porträt von Silke Wichert zeichnet das Leben und Wirken Sanders mit feinem Humor nach. Must-read für Modefans.

Binge-Alarm: Was Ihr diese Woche lesen, sehen, hören könnt

Disney+/Gaumont.de

📺 + 📚Hochgelobt, aber wirklich so gut? Auf Disney+ ist gerade “Deutsches Haus” angelaufen, eine Mini-Serie nach dem Roman von Annette Hess. Es geht um die Übersetzerin Eva Bruhns (Katharina Stark, Foto oben), die 1963 bei den Auschwitz-Prozessen in Frankfurt am Main Zeugenaussagen übersetzt und dabei die NS-Vergangenheit ihrer eigenen Familie entdeckt. Gute Geschichte, engagiert inszeniert, aber mit einigen Logikfehlern, die aus dem Roman in die Serie übernommen wurden (warum kann Eva Polnisch?). Mich störten in der Serie auch die vielen vollgepfropften Nebenhandlungen, außerdem fällt Iris Berben im sonst guten Cast unangenehm exaltiert auf. Alles in allem trotzdem eine Empfehlung im eher mauen Serien-Herbst. Trailer hier.

📺 Über Geld sprechen ist gar nicht so leicht: Das zeigt die Doku-Serie “Kiez & Knete”, in der Moderatorin Aminata Belli mit armen und wohlhabenden Menschen über ihr jeweiliges Verhältnis zu Geld spricht. In den beiden ersten Folgen geht’s nach Wiesbaden und Hamburg.

🧠 Brainfood: Susann Sitte und Birgit Amelung vom Frauennetzwerk Her Klub haben diese Woche das “Klub House” gelauncht – eine digitale Plattform für persönliche Weiterbildung. Es geht um Finanzen, Liebe, Gesundheit oder Karriere, die Inhalte stammen von Expertinnen zum jeweiligen Thema. Mir gefällt, dass man hier zu fairen Preisen gezielt die wirklich ansprechend aufbereiteten Inhalte buchen kann, die einen gerade interessieren, also kein “Generalüberholungs-Abo” abschließen muss mit lauter Infos und Versprechungen, die kein Mensch braucht. Also: große Empfehlung! Mehr erfahrt ihr hier.

Und an dieser Stelle noch eine Newsletter-Empfehlung: Meine Journalisten-Kollegin Sarah Kessler aus Hamburg schreibt den sehr engagierten Newsletter Politique Chic. Immer am Monatsersten verschickt Sarah einen Überblick über aktuelle politische Themen, sie interviewt spannende Menschen, die sich gesellschaftlich engagieren – und garniert das Ganze mit einer Prise Lifestyle “zum Kraft tanken”, wie Sarah es nennt. Ein Mix, der mir super gefällt! Lest gern mal rein:

Politique ChicDein monatlicher Guide für politisches Engagement und Style

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