Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:

  • Bridezilla-Diaries: Drei unerwartete Gedanken, die mich während der Hochzeitsplanung ereilten (vielleicht könnt Ihr relaten?)

  • Interview: “Der Ringkauf ist wie ein privates Mini-Jawort vor der eigentlichen Hochzeit” Schmuckunternehmerin Guya Merkle von VIERI im Gespräch über Verlobungen, Eheringe und die Frage, warum man bei Hochzeiten alles “richtig” machen will

  • Hochzeitsfreie Zone: Smalltalk-Repertoire und Binge-Alarm

    Viel Spaß beim Lesen!

Diese Ausgabe von Sunday Delight wird präsentiert von VIERI.

Die Berliner Schmuckmarke, gegründet von Guya Merkle, verwendet ausschließlich recyceltes und zu 100 Prozent CO2-neutrales Gold. VIERI setzt sich für einen nachhaltigen, umweltschonenden und fairen Umgang mit dem Rohstoff Gold ein. Ein Teil des Gewinns wird daher an die Earthbeat Foundation gespendet, die einen systemischen Wandel in der Goldverarbeitungsindustrie bewirken will. Hier erfahrt Ihr mehr über das Nachhaltigkeitskonzept und die ethischen Grundsätze von VIERI.

Brief von Julia

Die gefürchtetste Frage in meinem Leben lautet aktuell: “Und, wie läuft’s mit der Hochzeitsplanung?”

Seufz! Stöhn! Ächz!

Es läuft, seit ich im September hier über meine Entscheidung zu heiraten geschrieben habe – so mittel. Was an hauptsächlich zwei Gründen liegt: Es passiert gerade sehr viel gleichzeitig in meinem Leben und Hochzeitsplanung gerät in vielen Wochen zum etwas lästigen On-top-of-everything-to-Do; zudem habe ich im Bestreben, die Hochzeitsthematik möglichst lässig anzugehen, ein bisschen die Zeit aus den Augen verloren… Und, let’s face it: Als klassische Overthinkerin verbringe ich mehr Zeit mit dem Nachdenken über die Dinge, als sie tatsächlich zu erledigen.

Und deshalb folgen hier heute (auch, weil Ihr Euch mehr persönliche Geschichten gewünscht habt): Drei Gedanken, die sich bei mir während der Hochzeitsplanung aufdrängten und die eine angemessene Verarbeitung erforderten (vor allem, wenn man sich selbst als Feministin bezeichnet…)

Vielleicht findet Ihr Euch darin wieder, wenn Ihr schon mal geheiratet habt, es noch vorhabt – oder auch, wenn Ihr Heiraten eigentlich ein bisschen antiquiert findet. (Yes, auch ich habe “Das Ende der Ehe” von Emilia Roig gelesen, sogar zufällig in der Woche vor meiner Verlobung, was war das eigentlich für ein Scherz des Schicksals?)

 1. “Bis zur Hochzeit will ich schon noch abnehmen! … Das habe ich gerade nicht wirklich gedacht?!”

Ich wünschte, es wäre anders, aber: Die Hochzeitskleid-Industrie bringt jede Körperbild-Akzeptanz ins Wanken, die man sich als erwachsene Frau über die Jahre mühsam erarbeitet hat. Was daran liegt, dass man sich in einem weißen total look plötzlich sehr bewusst über den eigenen Körper wird. Auch daran, dass auf einschlägigen Bridal-Instagram-Accounts irgendwie nur ätherisch-schlanke Wesen zu sehen sind, die ohne BH und Bauchweg-Unterhose fließende Seidenkleider oder superschmale Bodycon-Dresses tragen.

Und daran, dass Hochzeitskleid-Boutiquen offenbar selbstverständlich davon ausgehen, dass man sich bis zur ersten Anprobe auf Sample-Size-Größe gehungert hat. Ich mit meiner Größe 40/42 soll also ein Kleid in 36 anprobieren, dieses dann neun bis zehn Monate vor der Hochzeit in meiner eigentlichen Größe bestellen und hoffen, dass es am Tag der Tage irgendwie gut aussieht.

Wieso tun wir Frauen uns das nur an – Kleider anzuprobieren, bei denen von vornherein klar ist, dass man darin nicht gut aussehen wird, WEIL ES DIE FALSCHE GRÖSSE IST?

Nein, danke. Mein Tipp an alle, die die “warum zur Hölle passe ich in kein einziges Kleid rein”-Gedankenspirale vermeiden wollen: Bloß nichts im Internet bestellen, das führt nur zu noch mehr Frust. Sucht Euch lieber einen Laden, in dem es Brautmode in allen Größen gibt. Ich habe mein Outfit in einem Laden gefunden, der mir auf den ersten Blick nicht “fashion” genug war.

Aber es gab dort eben Klamotten, die mir gepasst haben, in denen ich mich wohlgefühlt habe, als ich akzeptiert habe, das ich nicht der Typ bin, um in einer sleek-statuesken Robe durch den Hochzeitstag zu trippeln. Den viel zu süßen Sekt, der mir nach dem Kleid-Kauf angeboten wurde, habe ich happy getrunken und nicht, weil ich die Unsicherheit runterspülen musste, dass das Outfit nur richtig gut aussehen wird, wenn ich bis zur Hochzeit x Kilo abgenommen habe…

In der “Süddeutschen Zeitung” habe ich vor ein paar Monaten diesen sehr schönen Artikel über die Brautkleid-Suche jenseits von Modelmaßen gelesen:

2.   “Kann man kirchlich heiraten, ohne aus der Kirche austreten zu wollen?

Aus verschiedenen Gründen heiraten wir nach einigem Hin und Her doch in der Kirche. Auch, weil ich mich als Journalistin schwer damit tat, eine/n freie/n Traurednerin zu engagieren – ich hatte wenig Lust, während meiner eigenen Hochzeit die Rede im Kopf mitzuredigieren (Berufskrankheit…)

Allerdings muss ich feststellen, dass die katholische Kirche es einem wirklich schwer macht, nicht kurz vor der Hochzeit spontan den finalen Austritt zu erklären. Achtung: Man muss sich in einem “Eheprotokoll” und “Ledigen-Eid” die Eignung für die Eheschließung von einem Pfarrer bestätigen lassen. Ok, haben wir in Berlin erledigt. Leider akzeptierte die Gemeinde in Baden-Württemberg, in der unsere Hochzeit stattfinden wird, die “Ehe-Erlaubnis” aus Berlin nicht, sodass unser “Fall” (Katholikin heiratet Ex-Protestanten) schließlich vom Bischof in Freiburg kirchenrechtlich geprüft und genehmigt werden musste.

Das ganze absurde Prozedere hat “nur” etwa drei Monate in Anspruch genommen und ich frage mich: Will die katholische Kirche mit all ihren brutalen Skandalen eigentlich noch die letzten Menschen vergraulen, die wenigstens ein schönes Erlebnis in ihrem Leben mit christlichen Werten in Verbindung bringen wollen?!

3. “Ja, ich bin Feministin, aber darf ich mich jetzt bitte auch mal einfach auf meine Hochzeit freuen?”

Auch beim Thema Heiraten, so musste ich in den vergangenen Monaten feststellen, kann man als Frau mal wieder nichts “richtig” machen. Mein Verlobter und ich sind schon ziemlich lange zusammen und wurden in den letzten Jahren nervtötend oft gefragt, ob wir nicht mal heiraten wollen. 

Jetzt, da wir uns doch dazu entschlossen haben, höre ich, sobald ich das Thema Hochzeit auch nur erwähne, bisweilen ganz andere Töne. “Für mich wär‘ das ja nichts”, heißt es da, “ah, bist du doch so konventionell drauf?” oder auch “Boah, wollt ihr wirklich so viel Geld für eine PARTY ausgeben?”. Mein Highlight bisher, als ich mich mal über die nervigen Aspekte einer Hochzeitsplanung echauffierte (s. Punkt 1 und 2!!): “Dir ist schon klar, dass das nur EIN Tag ist und dass es um die eigentliche Ehe geht, nicht um die Hochzeit?”

JA-HA! Wie gesagt: Ich habe Emilia Roig gelesen! Und gerade deshalb (s. rechtliche Verpflichtungen!) finde ich: Eine Hochzeit ist schon mehr als eine random Party…

Vielleicht rührt diese latente Skepsis mit Blick auf fremde Eheschließungen daher, dass die Leute mit Mitte 30 schon so einige Hochzeiten mitgemacht haben (und die ersten Scheidungen schon durch sind).

Und um es noch mal ganz deutlich zu sagen: Ich bin der Überzeugung, dass man eine Hochzeit so gestalten kann, wie sie zu einem selbst passt – niemand MUSS einen Brautstrauß werfen, sämtliche Verwandten einladen, mit denen man sonst nix zu tun hat, oder bei irgendwelchen dämlichen Spielen Fragen über den Partner beantworten.

Aber auch als Feministin möchte ich mich auf diesen Tag einfach freuen können und mich nicht dauernd dafür rechtfertigen müssen, dass ich es richtig cool finde, mal Familie und alle Freunde schick gemacht zusammenzubringen und eine große Lebensentscheidung zu feiern.

Danke und Peace!

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“Der Ringkauf ist wie ein privates Mini-Jawort vor der eigentlichen Hochzeit”

Schmuckunternehmerin Guya Merkle von VIERI im Interview über Verlobungen, Eheringe und die Frage, warum man bei Hochzeiten alles “richtig” machen will

Guya Merkle fotografiert von Claudia Bernhard

Liebe Guya, es gibt wohl wenige Schmuckstücke, deren Anschaffung mit so viel Unsicherheit verbunden ist wie der Kauf von Verlobungsringen. Wie geht man an das Thema am besten ran? Dem oder der Partnerin “unauffällig” Inspiration auf Insta schicken oder den Ring am besten gleich gemeinsam aussuchen? 

Das machen tatsächlich immer mehr Paare, weil es den klassischen Antrag immer seltener gibt. Viele Paare entscheiden inzwischen ja einfach gemeinsam, dass sie heiraten wollen. Überhaupt geht der Trend dahin, dass beide Partner:innen einander einen Ring oder ein anderes Schmuckstück zur Verlobung schenken, beispielsweise einen Armreif, vor allem bei queeren Paaren. Wer Überraschungen lieber mag: Am besten eine vertraute Person der oder des Zukünftigen zum Kauf mitnehmen, zum Beispiel die beste Freundin, die bei Geschmacksfragen gut beraten kann.

Was rätst du am häufigsten bei der Auswahl des Verlobungsrings?

Immer bedenken, welchen Alltag die beschenkte Person lebt. Eine Ärztin oder Friseurin wird mit einem Riesenklunker wenig anfangen können. Bei einem Verlobungsring geht es nicht ums Ego des Käufers und darum zu zeigen, was man sich leisten kann. Wer das beweisen will, kann zu anderer Gelegenheit einen Showstopper-Ring schenken, das muss nicht bei der Verlobung sein. Den Verlobungsring möchte man ja am liebsten täglich tragen, also liegt man mit klassischen Modellen, die man später optional mit dem Ehering kombinieren kann, oft richtiger – ein klassischer Diamant mit Weißgold-Schiene oder, wenn es ein bisschen besonderer sein soll, in Kombination mit Saphiren oder Smaragden.

Foto: VIERI

Müssen Verlobungsring und Ehering eigentlich zusammenpassen? Und an welcher Hand trägt man welchen Ring?

In den meisten Regionen der Welt wird der Ehering auf der linken, also der Herzseite getragen – in Deutschland seltsamerweise auf der rechten Seite. Der Verlobungsring wandert traditionell nach der Hochzeit auf die linke Seite. Aktuell wird Stacking immer beliebter, also Verlobungs-und Ehering zusammen zu tragen. Die Legierungen müssen auch nicht mehr zusammenpassen, Mix & Match wirkt moderner. Man sollte nur darauf achten, dass der Stein des Verlobungsrings so gesetzt ist, dass er über der Ringschiene des Eherings liegt und nicht kratzt.

Was sollte man beim Kauf der Eheringe noch beachten?

Gold ist ein weiches Material und anfällig für kleine Kratzer. Für schlichte Bandringe ist deshalb 14 Karat empfehlenswert, weil die Legierung ein wenig härter ist. Wenn Steine eingearbeitet werden, sollte man auf 18 Karat gehen, damit das Gold bei einem Schlag nicht gleich bricht und der Stein so sicherer eingebettet ist.

Du hast schon viele Paare beim Ring-Kauf erlebt – welchen Tipp gibst du jedes Mal?

Befreit euch von all diesen vermeintlichen Regeln, tragt die Ringe einfach so, wie es euch gefällt! Da kommt dann oft ein erleichtertes “ok, gut!” als Reaktion, was ganz lustig ist, man braucht wohl manchmal die Bestätigung, dass man Regeln “brechen” darf (lacht).

Das liegt einfach daran, dass das Thema mit so viel Emotionalität verbunden ist und man alles “richtig” machen will. Ich erlebe häufig, dass für Paare der Ringkauf ein sehr intimer, schöner Moment ist, wie ein privates Mini-Jawort vor der eigentlich Hochzeit. Ist ja klar, dass da nichts schiefgehen soll.

Das vollständige Interview mit Guya (unter anderem mit einer sehr schönen Heiratsantrag-Anekdote!) lest Ihr hier:

Foto: VIERI

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