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Dream big! Aber bitte nicht zu big?
Wie Unternehmerin Laura Lewandowski auf Linkedin mit großen Zielen für Empörung sorgte – und was man daraus fürs eigene Leben lernen kann
Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:
Karrierespezial: Wie Unternehmerin Laura Lewandowski mit einem Post über Businessziele auf Linkedin für Empörung sorgte – und was man daraus fürs eigene (Berufs-)Leben lernen kann
Smalltalk-Repertoire: Farbe des Jahres 2025 + Was ist eigentlich schon wieder bei Harry und Meghan los?
NEU: Julias VIP Memo 🎙️Warum mich die Berliner Medienbubble diese Woche schon wieder genervt hat
Viel Spaß beim Lesen!
Neu hier?
“Ich lasse mich nicht von destruktiven Kommentaren verunsichern”:
Interview mit Laura Lewandowski über große Ziele
30.000 Euro Umsatz im Monat, 55.000 Linkedin-Follower, 12 Keynotes und gleich zwei Halbmarathons: Als Unternehmerin und Smart-Work-Expertin Laura Lewandowski auf Linkedin ihre Ziele fürs Jahr 2025 benannte und bezifferte, war ich im ersten Moment – zugegeben – etwas konsterniert. Warum postet man sowas? Geht’s immer nur um höher, schneller, weiter? Katapultiert uns zu viel Linkedin-Konsum automatisch in eine neoliberale Productivity-Hölle, in der man nur oft genug von sechsstelligen Jahresumsätzen posten muss, bis sie wie von Zauberhand auf dem Konto eintrudeln?!
Ich überspitze jetzt, aber mein erster Impuls war schon: Abwehr. Dann las ich die Kommentare unter Lauras Post (der im Übrigen in meiner Berliner Medienbubble für einiges Aufsehen sorgte und sogar beim Netzwerk-Kaffee am Freitagnachmittag plötzlich Thema war).
Und mir wurde klar, dass ich kein Problem mit Lauras offensiv kommunizierter Ambition habe – sondern mit den Reaktionen, die gerade weiblicher Ehrgeiz auslöst. Lieber nicht zu groß denken, lieber kleine Brötchen backen. Immer bescheiden und “realistisch” bleiben. Sei doch mal zufrieden. Das ist, “female empowerment”-Gelaber hin oder her, immer noch häufig die Rolle, in der man Frauen in vielen Domänen gern sicher verstaut.
Ich kenne das eigentlich selbst nur zu gut: Wenn ich auf alle “gut gemeinten Tipps” gehört hätte, die mich zur Arbeit an SUNDAY DELIGHT erreichen, hätte ich vermutlich schon längst aufgehört (immer noch mein “Favorit”: “Dein Newsletter ist nur ein Hobby.”) Seufz.
Ich bin mir sicher, Ihr kennt solche Situationen auch – das passiert natürlich nicht nur im Berufsleben, sondern auch im Kleinen und Privaten (“Duuuu willst eine Skitour machen/eine Backpackingtour wagen/Aquarellmalen zum neuen Hobby erklären? Hahaha.”)
Das Thema hat mich jedenfalls nicht losgelassen. Auch wenn ich persönlich meine Pläne fürs Jahr 2025 vielleicht nicht im Internet posten würde, finde ich doch Lauras Impuls interessant, sich mal ganz ehrlich und mit sportlichem Ehrgeiz zu fragen: Was will ich eigentlich erreichen, tun, erleben, und wie könnte das möglich werden? (Und wenn die Antwort lautet: eigentlich gerade nur chillen, ist das auch ok!!)
Ich musste in dem Zusammenhang an ein Interview denken, das ich vor ein paar Monaten mit der besten deutschen Golferin Alexandra Försterling geführt habe; sie ist 24 und hat mir unverblümt erklärt, die Nummer eins der Weltrangliste werden zu wollen – auch wenn sie davon aktuell noch weit entfernt ist. Fand ich mutig und cool!
Zurück zu Laura. Meine journalistische Neugier musste befriedigt werden: Ich wollte von Laura direkt wissen, warum sie im Internet postet, was sie verdienen will, wie sie mit der Kritik an ihrer Offenheit umgeht und warum sie dazu rät, sich richtig große Ziele zuzutrauen.
Laura Lewandowski fotografiert von Luise Blumenstengel
Liebe Laura, was war deine Motivation für den Post?
Der Post ist aus einem Spiel mit meiner Mentee Şirin Tiryaki entstanden. Sie hat die Ziele für mich formuliert – und dabei bewusst größer gedacht, als ich es selbst vielleicht gewagt hätte. Das hat mich enorm inspiriert, denn Şirin kennt meinen Werdegang und weiß relativ gut, wo ich aktuell beruflich stehe. Es war unglaublich motivierend zu sehen, dass sie an mein Potenzial glaubt und mir zutraut, diese Ziele zu erreichen. Mit dem Post wollte ich auch andere dazu ermutigen, sich selbst größere Ziele zu setzen und dabei keine Angst vor Kritik zu haben. Denn letztlich geht es darum, sich an den eigenen Maßstäben zu messen, nicht an denen anderer.
Die Reaktionen auf den Post fielen teils begeistert, teils ziemlich kritisch aus. Vor allem am wirtschaftlichen Ehrgeiz störten sich viele Kommentatoren. Was entgegnest du dieser Kritik?
Ich denke, das hat viel mit der Angst vor der Meinung anderer zu tun. Gerade in Deutschland beobachten wir häufig, dass ambitionierte Ziele oder Träume stark hinterfragt oder sogar kritisiert werden. Ich kann mir das nur so erklären, dass diese Form von Kritik eigene Unsicherheiten aufzeigt. Menschen können sich durch die Ambitionen anderer getriggert fühlen. Für mich war dieses Spiel mit Shirin ein Weckruf, mich davon zu lösen. Denn wer sich zu sehr von der Meinung anderer abhängig macht, limitiert sein eigenes Wachstum.
Was ich selbst oft als Frau in der Selbstständigkeit erlebe: Redet man auch mal über Schwierigkeiten, gilt man als erfolglos. Zeigt man sich zufrieden, wird das unter arrogant vermerkt. Irgendwie kann man es gefühlt nie richtig machen. Wie gehst du mit diesem Dilemma um? Und was rätst du anderen Frauen, wie sie mit großen Zielen umgehen sollen?
Auch ich musste lernen, Kritik zu differenzieren. Natürlich nehme ich Feedback ernst, wenn es konstruktiv ist und von Menschen kommt, die Erfahrung oder Expertise in einem Bereich haben, der für mich relevant ist. Aber ich lasse mich nicht von destruktiven Kommentaren entmutigen – besonders, wenn sie die inneren Kämpfe der anderen spiegeln. Ein Zitat von Autorin und Aktivistin Marianne Williamson bringt es ziemlich gut auf den Punkt:
“Our deepest fear is not that we are inadequate. Our deepest fear is that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness, that most frightens us. We ask ourselves, “Who am I to be brilliant, gorgeous, talented, fabulous?” Actually, who are you not to be? You are a child of God. Your playing small doesn’t serve the world.”
Drei Punkte teile ich gern, die aus meiner Sicht dabei helfen, mit großen Zielen umzugehen:
Lass andere für dich träumen. Manchmal erkennen andere Menschen in uns Potenzial, das wir selbst nicht sehen. Deshalb ist es wichtig, sich mit Mentoren oder inspirierenden Persönlichkeiten zu umgeben, die dich fördern und fordern.
Stärke deine innere Haltung. Die Meinung anderer darf niemals das Maß deines Wertes sein. Wer dich kritisiert, sollte dies aus einer Position der Kompetenz tun – und nicht aus Unsicherheit.
Verlasse die Mittelmäßigkeit. Orientiere dich an Menschen, die dort sind, wo du hinmöchtest. Es bringt nichts, sich dem Mittelmaß zu vergleichen. Das führt nur dazu, dass du dich klein machst.
Danke für das Interview, liebe Laura!
Lauras Newsletter Smart Chiefs mit Insights zu AI-Entwicklungen und vielen Hacks zum smarteren Arbeiten könnt Ihr hier abonnieren:
Lesetipp zum Thema: In dieser SUNDAY DELIGHT-Ausgabe erklärt systemischer Coach Inken Ross, wie man sich ambitionierte Ziele setzt, ohne daran zu verzweifeln.
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PS Meine Review zu Jovana Reisingers Essay-Band “Pleasure” (s. Foto oben) kannst Du hier lesen.
Smalltalk-Repertoire
Was ist eigentlich schon wieder bei Harry und Meghan los? In der internationalen Yellow Press wurde eine neue ZDF-Doku über das neue Leben der Ex-Royals in Kalifornien als “bombshell revelation” angekündigt.
So viel Neues erfährt man allerdings nicht: Ein Nachbar beschwert sich, dass die beiden sich in Montecito nicht so oft in der “Community” blicken lassen (kann ich als Kleinstadt-Kid sehr gut nachvollziehen), und irgendwie ist mal wieder Meghan daran schuld, dass die Business-Projekte der beiden nicht so richtig fliegen lernen. Hm.
Spannender finde ich das jüngste Netflix-Projekt der beiden (Start: 10. Dezember): eine Doku über die “Schönheit” des Polo-Sports, die so elitär sein muss, dass selbst Hardcore-Fans der Sportart sich jetzt schon entsetzt zeigen. Eine Review folgt selbstverständlich hier bei SUNDAY DELIGHT!
“Das sollte niemand aushalten müssen”: Diese Woche ging’s bei “hart aber fair” zur Abwechslung mal interessant zu: Ricarda Lang, Dorothee Bär u.a. diskutierten über das Gesetz zum Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt. Darin soll z.B. die finanzielle Unterstützung für Frauenhäuser festgelegt werden. Aktuell ist unklar, ob das Gesetz noch vor der Bundestagswahl in die Abstimmung geht - fingers crossed, dass diese Thema nicht wieder unter den Tisch fällt…
In der Runde ging es auch um um digitale Gewalt gegen Frauen: Lang und Bär berichteten beide von unerträglichen Hasskommentaren im Netz, die immer mehr weibliche Politikerinnen erreichen, auch im Lokalen – was natürlich nicht gerade zu politischem Engagement motiviert.
Zitat der Sendung:
“Als Politikerin, die ja durchaus auch mal eine kontroverse Meinung vertritt, die in der Öffentlichkeit steht, ist es in Ordnung, einiges aushalten zu müssen. (…) Aber wenn dir jemand schreibt, ›Du fettes Miststück, ich will dich in meinem Keller aufhängen, halbtot prügeln und dann zuschauen, wie du ausblutest‹, dann finde ich, ist das was, daran muss sich niemand gewöhnen müssen und das sollte auch niemand aushalten müssen.”
🙈 Und zum Schluss noch eine Stil-Kontroverse: Pantone hat die Farbe des Jahres 2025 verkündet – und es ist Mausbraun, äh, “mocha mousse”. Was uns also stilmäßig im neuen Jahr erwartet:
Ab sofort gibt’s im VIP Abo jede Woche eine Sprachnachricht von mir – einen Mini-Podcast mit Gedanken zu den Themen der Ausgabe und/oder Behind-the-Scenes-Einblicken 🙂
Diese Woche: Alles supi, alles bestens: Wie mich mich unverschämte Rückfragen zu meinem Berufsleben zu dieser Newsletter-Ausgabe inspirierten (und welche Gedanken ich mir aktuell über Schein und Sein in der Berliner Medien-Start-up-Bubble mache).
Ich hoffe, Dir hat diese Ausgabe von Sunday Delight Spaß gemacht! Feedback, User-Fragen und Anfragen zur Zusammenarbeit kannst Du mir immer gern an [email protected] schicken.
Danke für Dein Vertrauen!
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