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"Wir wollten kein 'Schicksalsbashing' betreiben, sondern zeigen, dass der Tod zum Leben dazugehört"

Interview: Julia Felicitas Allmann und Laura Letschert über ihr Buch "Bye"

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Julia Felicitas Allmann und Laura Letschert. Foto: Sandra Socha Fotografie

Als ich kürzlich ein altes Fotoalbum durchblätterte, fiel mir auf: Krass, wie viele Menschen, die mich beim Aufwachsen begleitet haben, einfach nicht mehr da sind! Wie vielleicht die ein oder andere hier auch musste ich schon viel zu oft von geliebten Menschen Abschied nehmen. Mich hat die Trauer an diesem Tag eiskalt erwischt, ich hatte nicht damit gerechnet, mich mit diesem Gefühl so intensiv konfrontiert zu sehen.

Ich habe mich dann an ein Buch erinnert, das ich kürzlich entdeckt hatte: In “Bye: Wir sprechen von Tod, Abschied und dem, was bleibt” von Laura Letschert und Julia Felitias Allmann geht es ums Abschiednehmen. 16 Menschen erzählen von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Tod, beschreiben, was ihnen geholfen hat, sich nach einem Verlust ein neues Leben aufzubauen.

Das Buch ist kein Trauerratgeber, es regt mehr zum Nachdenken über die Endlichkeit des Lebens und auch über eine moderne Trauerkultur nach: Wie wollen wir mit dem Tod in unserer Gesellschaft umgehen? Soll das Thema wirklich ein Tabu sein, das Menschen hinter verschlossenen Türen mit sich selbst ausmachen müssen – oder lassen sich Gefühle der Trauer, Angst und Hilflosigkeit nicht besser in den Alltag integrieren?

Mit den Autorinnen Julia und Laura habe ich im Interview für SUNDAY DELIGHT über ihre Arbeit an dem Buch gesprochen, über eine modernere, offenere Trauerkultur – und über die Frage, ob man über Whatsapp kondolieren “darf”.

Liebe Julia, liebe Laura, ich stelle es mir sehr herausfordernd und auch schmerzhaft vor, ein Buch über den Tod zu schreiben, sich auf die vielen Geschichten über Verlust einzulassen. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, Euch mit dem Thema so intensiv befassen zu wollen?

Laura: Die Faszination für das Thema Endlichkeit hatte ich schon als junges Mädchen und sie begleitet mich bis heute. Ich bin davon überzeugt, dass die Auseinandersetzung mit dem Tod eine große Chance ist, sich selbst und den großen Fragen des Lebens näher zu kommen. So entstand nach und nach in mir der Wunsch, genau dazu mit unterschiedlichen Menschen zu sprechen und diese Gespräche in einem Buch festzuhalten.

Julia: Ich war direkt fasziniert von Lauras Idee für das Buch, als sie mir davon erzählt hat. Für mich war das Thema Tod nämlich vor allem ein Tabu. Ich hatte viel Respekt davor und wusste nicht richtig, wie ich damit umgehen soll – privat und als Journalistin. In solchen Themen liegt oft viel Potential, weil man die eigene Unsicherheit erst einmal überwinden muss, um sich inhaltlich nähern zu können. Für mich hat die Arbeit an dem Buch jedenfalls einen großen Lernprozess bedeutet, ich habe mir eine ganz neue Offenheit rund ums Thema Sterben angeeignet. 

Im Buch teilen 16 Menschen ganz persönliche Geschichten von Tod, Trauer und vor allem vom Umgang damit. Wie habt Ihr die Menschen gefunden und waren alle sofort offen dafür, über ihre Erfahrungen zu sprechen?

Julia: Einige Protagonist:innen haben wir im Freundes- und Bekanntenkreis gefunden, andere wurden uns empfohlen, wieder andere haben wir konkret gesucht. Wir haben aber niemanden gedrängt, mitzumachen, im Gegenteil, unsere Gesprächspartner:innen waren froh und dankbar, ihre Geschichten erzählen zu können.

Laura: Wir haben natürlich zunächst eine Vertrauensebene finden müssen. Mit vielen Menschen, die im Buch vorkommen, habe ich sehr lange Vorgespräche vor den eigentlichen Interviews geführt, damit wir uns kennenlernen konnten. Mir war wichtig, dass unser Anliegen mit dem Buch deutlich wird: Wir wollten kein „Schicksalsbashing“ betreiben, sondern auf eine achtsame Art und Weise zeigen, dass der Tod zum Leben dazugehört.

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