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Penelope Featherington ist die Serienheldin, die wir aktuell brauchen

“Bridgerton” Staffel 3: Penelope Featherington schwingt sich zur "leading lady" auf + Smalltalk-Repertoire: Turnerin Simone Biles ist zurück auf der Matte und Reese Witherspoons Literatur-Imperium + Binge-Alarm: Der irre Hype um “Maxton Hall” und ein neuer Podcast für Swifties + Konsumopfer: Sommerkleider ohne “schwitzendes Würstchen”-Gefühl

Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:

  • “Bridgerton” Staffel 3: Penelope Featherington liebt und leidet diesen Sommer am schönsten

  • Smalltalk-Repertoire: Turnerin Simone Biles ist zurück auf der Matte und Reese Witherspoons Literatur-Imperium

  • Binge-Alarm: Der irre Hype um “Maxton Hall” und ein neuer Podcast für Swifties

  • Konsumopfer: Sommerkleider ohne “schwitzendes Würstchen”-Gefühl

    Viel Spaß beim Lesen!  

Brief von Julia

Credit: LIAM DANIEL/NETFLIX

Achtung: Dieser Artikel enthält Spoiler über die dritte Staffel “Bridgerton”! Wenn du die Serie ohne Vorwissen noch gucken willst, dann scrolle lieber weiter nach unten zum Smalltalk-Repertoire 🙂 

“Ich will in meinem Leben keine Zitrusfarben mehr sehen”, erklärt Penelope Featherington, lässt sich bei der Schneiderin einmal in kühlen Wintertönen neu einkleiden (ich glaube, so nennt man Grün-und Graublautöne in der Stilkunde), frisiert die roten Locken etwas weniger kringelig. Und schon steht eine völlig “neue” Penelope im Ballsaal, ihr heimlicher Schwarm Colin Bridgerton zeigt sich schon bald ganz entzückt vom Ex-”Mauerblümchen”. Ziel erreicht.

Na gut, ganz so unproblematisch verläuft Penelopes Entdeckung der Liebe in Staffel 3 der Period-Drama-Serie “Bridgerton” (auf Netflix, Trailer hier) nun doch nicht. Schließlich lebt die Serie von sehnsüchtigen Blicken, die über mehrere Folgen folgenlos bleiben, bis alle Beteiligten es dann doch nicht mehr aushalten und in Kutschen übereinander herfallen.

In den neuen Folgen wird, nachdem in den vorherigen Staffeln recht selbstbewusste “young ladies” ihr Schicksal in der Londoner Society um 1815 selbst in die Hand nahmen, der Blick auf die unangenehmeren Seiten des Datings gerichtet: Penelope, die mit ihrer schüchternen Art gesellschaftlich schon aufs Absteilgleis Richtung “spinsterhood” gestellt war, sammelt alle Kräfte, um im dritten Anlauf während der Ballsaison doch noch einen Ehemann zu finden.

Ein Unterfangen, das viel Überwindung kostet und von einigen Peinlichkeiten begleitet wird, schließlich interessiert sich Penelope mehr für Bücher als höfliche Plänkeleien. Und so bleibt ihre Ballkarte meist leer. Doch dass ihr Schicksal darin liegen soll, sich um ihre alternde Mutter zu kümmern, das sieht Penelope überhaupt nicht ein.

Nicola Coughlans Darstellung der Penelope sorgt bei vielen Fans für Begeisterung. Weil Nicola Coughlan einfach eine fantastische Schauspielerin ist – dass man bei vielen schwülstigen, hanebüchenen Szenen nicht direkt abschaltet (“Küss mich, Colin, denn ich möchte nicht ungeküsst sterben müssen”), ist ihrem Talent zu verdanken. Sie zeigt die ganze Verletzlichkeit, die einem im Dating-Leben viel öfter begegnet als dem “Liebe auf den ersten Blick”-Blitz. Vor allem aber speist sich der Hype um Penelope aus der Tatsache, dass sie nicht so feenhaft schmal durch ein pastellbuntes, fiktives London schwebt wie die anderen Society-Ladies.

Dass eine Frau, die nicht Size zero trägt, auf dem Netflix-Screen zur Hauptfigur erhoben wird, nicht auf die Rolle der “lustigen, dicken Freundin” der eigentlichen Hauptfigur reduziert wird, ist immer noch neu.

Und wird deshalb aktuell zum großen popkulturellen Moment ausgerufen. Immerhin geht es in diesem Jahr ein bisschen zu oft um die Schlankheitsmöglichkeiten dank der Abnehmspritze Ozempic. “Bridgertons” großes Talent ist es, auf poppig bunte Art und Weise den Zeitgeist zu kommentieren. Ohne Schärfe, aber doch wirkungsvoll. In der amerikanischen “Vogue” schrieb Autorin Faye Keegan: “The fact that Pen, like me, inhabits a body which is ever-so-slightly larger than those ordinarily allowed to appear on screen feels incredibly significant”.

Und damit ist mehr gemeint als die Tatsache, in einer ultrapopulären Fernsehserie diverse Körpertypen zu sehen (was im Jahr 2024 wohl allerhöchste Zeit wird). Penelope als Charakter repräsentiert all die Unsicherheiten, die Frauen durchs Leben begleiten. Die Versuche, sich immer und immer wieder aufzurappeln, wenn Dinge schief laufen, nicht den Mut zu verlieren, weiterzumachen und daran zu glauben, dass sich im Leben schon alles zum Guten wenden wird, wenn man sich nur genug anstrengt. Dass Penelope Featherington ihre Unsicherheiten wegsteckt, lernt, die Meinungen der Gesellschaft zu ignorieren, das imponiert dem Publikum zurecht. Und macht sie zu genau der Serienheldin, die wir diesen Sommer brauchen.

Übrigens: Am 13. Juni geht’s weiter mit Teil zwei der dritten Staffel – und der Liebesgeschichte um Penelope und Colin.

Smalltalk-Repertoire

Auch auf die Gefahr hin, dass sich hier wieder Leute abmelden, weil ich ihnen zu politisch werde: Diese Woche haben wir 75 Jahre Grundgesetz gefeiert, auch mit einem, wie ich finde, bewegenden Staatsakt (hier könnt Ihr Euch die Rede von Bundespräsident Steinmeier und die Auftritte von Max Raabe sowie Katharina Thalbach und Andreja Schneider noch mal anschauen).
Auch auf Sylt wurde gefeiert. Junge, privilegierte Menschen grölen in einer Bar ungestört Nazi-Parolen und niemand greift ein. Das Video, das diese Woche ausgerechnet parallel zur Grundgesetzfeier einen ganz düsteren Schatten auf unsere Gesellschaft wirft, macht überdeutlich, dass wir unsere Demokratie schützen müssen. Die nächste Möglichkeit, aktiv zu werden: Am 9. Juni zur Europawahl gehen oder jetzt Briefwahl beantragen!
Und weil bei der Europawahl zum ersten Mal 16-Jährige wählen dürfen, möchte ich Euch an dieser Stelle noch auf die Arbeit von pics4peace hinweisen, einem Verein, der sich im Raum Würzburg und digital weit darüber hinaus mit tollen Initiativen für die politische Bildung junger Menschen einsetzt. Hier mehr erfahren.

Zurück zu den schönen Seiten des Lebens. US-Turnerin Simone Biles hat sich mit einer Übung zu einem Taylor-Swift-Song kurz vor den Olympischen Spielen auf der Matte zurückgemeldet und Fans beider GOATs flippen aus vor Begeisterung. Hier könnt Ihr die Turnroutine anschauen und Euch dabei hoffentlich Energie für den Tag holen.
Zusatztipp: Simone Biles spricht in diesem Podcast über ihre Karriere und mentale Gesundheit. Hörenswert!

Wie ihre Liebe zu Büchern Reese Witherspoon zur Filmproduzentin machte: Ihr habt mit Sicherheit schon Filme und Serien gesehen, die von der Schauspielerin produziert wurden (“Big Little Lies”, “Der Gesang der Flusskrebse”) – und die fast alle auf Büchern von Frauen basieren. Die “New York Times” wirft nun einen genauen Blick auf Witherspoons “literary empire” und auf die Strategie, mit der sie aus vom Feuilleton oft belächelten “Frauenromanen” Welthits mit Herz und Verstand macht. Spannend!

Binge-Alarm: Was Ihr diese Woche lesen, sehen, hören könnt

📺 Liebeswirren in “Maxton Hall”: Erst völlig an mir vorbeigegangen, für SUNDAY DELIGHT habe ich dann doch in die Serie bei Amazon Prime reingeschaut, die auf der Romanvorlage “Save Me” von Mona Kasten basiert (alle Trash-Serien schaue ich nur aus beruflichen Gründen, ist klar, ne?).
Worum geht’s? An einer englischen Eliteschule verlieben sich James und Ruby ineinander. Er ist Erbe des alteingesessenen britischen Modelabels Beaufort (natürlich muss es mit B anfangen, so wie Burberry oder Barbour im echten Leben); sie spart ihr Taschengeld, um ihrem querschnittsgelähmten Vater einen neuen Treppenlift zu kaufen und hofft auf einen Oxford-Studienplatz. Die sozialen Unterschiede sorgen für jede Menge Probleme – seufz!
Warum der Hype? Weil die jungen Darsteller einander so schön anschmachten. Und weil eine deutsche Serie international durch die Decke geht – in 120 Ländern stand “Maxton Hall” auf Platz eins der Streaming Charts. Ähnlich wie bei Rosamunde Pilcher spielen deutsche Schauspieler britische Liebesleidende.
Fazit: Teenie-Schmonzette, die gar nichts anderes sein will als genau das. Keine Meta-Botschaften, keine Zeitgeist-Verarbeitung – einfach nur gute, alte Telenovela-Dramen in lichtdurchfluteter Zeitlupenoptik. Und trotzdem: die traurig-verlangenden Blicke zwischen Ruby und James haben auch mein Realistinnen-Herz erweicht.

🎧 Wie wurde Taylor Swift zu dem Phänomen, das sie heute ist? In der Podcast-Dokuserie “Die Taylor Swift Story” zeichnen die Moderatorinnen Gizem Celik und Vanessa Mai den Aufstieg Swifts vom Country-Girl zum Megastar nach. Must-Listen für alle Taylor-Fans!

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Und auf der Konsumopfer-Wishlist? Sommerkleider ohne “schwitzendes Würstchen”-Gefühl

Foto: Rouje

Werden Klamotten immer teurer und immer schlechter in der Qualität? Vielleicht habt Ihr Euch das auch schon mal gefragt, wenn Ihr viel zu viel Geld für ein Outfit ausgegeben habt, das schon nach dem ersten Waschen nicht mehr saß. Im Onlinemagazin “The Cut” hat Autorin Chantal Fernandez diese Theorie am eigenen Leib auf die Probe gestellt: Sie hat mehrere ähnliche weiße Sommerkleider mit Bridgerton-mäßigem Korsagenoberteil von supergünstig bis Designer-teuer bestellt und zur Schneiderin gebracht: Halten die Kleider, was die Preise versprechen? Hochinteressanter Artikel für alle Modefans.
Und hier ein paar Empfehlungen für Sommerkleider, die WIRKLICH sitzen:

  • Um dieses Trägerkleid von Staud* schleiche ich schon seit mehreren Saisons herum, gab es so ähnlich nämlich schon in verschiedenen Varianten; hat von der “The Cut”-Schneiderin die beste Bewertung bekommen!

  • Ein Kleid, das immer passt – am Strand, beim Parkspaziergang und beim Sundowner-Cocktail: Leinenkleid mit Plamenprint von Comma (im Sale!)

  • Die schönsten Sommermuster hat immer Rouje (s. auch Foto oben). Hier müsst ihr ein bisschen auf die Materialien achten (nix mit zu viel Stretch), aber in den Kleidern fühlt man sich selbst im staubigen Prenzlauer Berg wie an der französischen Riviera

  • Für alle mit hohen modischen Ansprüchen: bei Stine Goya findet man die richtige Dosis dänische Extravaganz zu vertretbaren Preisen (immerhin arbeitet das Label zum großen Teil mit recycelten Materialien)

  • Ich kenne keine Berliner Fashion-Maus, die nicht mindestens ein Cos-Kleid* als Nummer-sicher-Back-up für sommerliche Modenotfälle im Schrank hängen hat – die avantgardistischen Schnitte sehen richtig kombiniert immer “nach was aus”

  • Diesen Sommer sind Keilabsätze zurück (yes - think Kate Middleton anno 2011!). Espadrilles mit Absatz passen jedenfalls super zu diesem wunderschön gestreiften Hemdblusenkleid* von Boden

In eigener Sache

Einige von Euch haben mitbekommen, dass ich SUNDAY DELIGHT in den vergangenen Monaten im Media Innovation Program der Hamburg Media School x Meta weiter verfeinert habe 🙂 Im Programm werden innovative Ideen und Konzepte der Medienbranche gefördert und mit Mentorings und Coachings unterstützt. Am 30. Mai präsentieren meine 15 Mit-Fellows und ich in einer Vernissage, woran wir in den vergangenen Monaten gearbeitet haben.
Wenn Ihr in Hamburg seid, kommt vorbei! Los geht’s um 18 Uhr im Space Hamburg, Sandtorkai 27. Antwortet mir einfach kurz auf diese Newsletter-Ausgabe, dann lasse ich Euch auf die Gästeliste setzen. Ich würde mich sehr freuen, ein paar SUNDAY DELIGHT-Fans vor Ort zu sehen – es gibt Snacks, Drinks und Goodie-Bags an meinem Stand 🙃 Weitere Informationen hier.

Ich hoffe, Dir hat diese Ausgabe von Sunday Delight Spaß gemacht! Wenn Dir der Newsletter gefällt, kannst Du meine Arbeit so unterstützen:

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