Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:

  • “Twelve Final Days”: Roger Federers peinlicher Selbstvermarktungsfilm über den Abschied vom Tenniszirkus

  • Außerdem in diesem Newsletter: Das Magazin-Cover des Sommers; eine Recherche, die das Female-Empowerment-Universum erschüttert; und ein Old-Money-Sommerschmöker

  • Shopping-Kolumne: Endlich so gut schlafen wie im Urlaubshotel in den Betten von Auping (Anzeige)

    Viel Spaß beim Lesen!

Brief von Julia

Gif by tennischannel on Giphy

13 sehr lange Filmminuten dauert es, bis Roger Federer ENDLICH auf Veröffentlichen drückt: Der Instagram-Post, mit dem er seinen Abschied von der Tenniswelt verkündet, geht live. Sein Management, seine Eltern und natürlich Ehefrau Mirka sind live dabei, letztere musste noch schnell checken, ob sie Roger überhaupt folgt. Tut sie natürlich, sie ist die erste, die die Verkündung online entdeckt: Federer ist jetzt Tennis-Rentner.

Die Aufnahmen sind im September 2022 entstanden, angeblich waren sie als “Heimvideo” ursprünglich nicht mal für die Öffentlichkeit gedacht. So bewirbt zumindest Amazon Prime den Film “Twelve Final Days” (Trailer hier), der die letzten Tage des Schweizers auf den großen Courts der Tenniswelt dokumentiert. Ein Heimvideo für den privaten Gebrauch, falls sich Roger und Mirka in 20 Jahren noch mal angucken wollen, wie er sich auf der Tonspur bei seiner Fangemeinde “from the bottom of my heart” bedankt und dann ins Fulltime-Unternehmer-Dasein verabschiedet? Ernsthaft?!  

Und damit sind wir schon beim großen Problem des Films angelangt, auf den sich Tennisfans wie ich lange gefreut haben (seufz): Hier wirkt wirklich nichts zufällig, sondern jede Szene wie ein von langer Hand geplanter strategischer Move, um RF optimal auf der Startrampe auf dem Absprung in den neuen Lebensabschnitt zu platzieren.

Weitsicht war schließlich schon in vielen seiner großen Matches Federers Stärke. So werden sämtliche großen Werbepartner und Unternehmungen Federers in den Film “integriert”: Er spielt sein allerletztes Match beim Laver Cup (einem Turnier, das er selbst mit seiner Managementfirma Team8 ausrichtet); er trainiert in On Running-Schuhen (bei der Firma ist er als Investor an Bord) und im Uniqlo-Shirt (der 300 Millionen-US-Dollar-Deal läuft noch bis 2028). Außerdem ist der Doku in Spielfilmlänge Rolex-Werbung vorgeschaltet.

Nichts gegen Rogers Händchen für geschickte Werbung. Nötig war der Film trotzdem nicht. Denn das, was Roger Federer unter seinen Fans noch immer zum GOAT macht, egal, wie viele seiner Rekorde Rivale Novak Djokovic noch brechen mag, das geht “Twelve Final Days” völlig ab: ein feiner Sinn für Understatement, für Selbstironie und Bescheidenheit im richtigen Augenblick. Stattdessen müssen auch Weggefährten wie Andy Murray unerträglich oft sagen, wiiiiie toll sie Federer fanden und finden. Ein ganz besonderer Mensch, nicht von dieser Welt! So viel berufliche Eitelkeit kennt man sonst nur von Linkedin-Influencern, die um jeden Follower kämpfen; hätte man Federer, der sich immer als der zurückhaltende Feingeist der “Big 3” inszenierte, nie zugetraut.

Und so wird “Twelve Final Days” zur Qual selbst für Hardcore-Tennisfans wie mich. Der Film ist kein Abschiedsgeschenk an alle, die um die Welt gereist sind oder aberdutzende Stunden vorm Fernseher verbracht haben, um Roger bei seiner einhändigen Rückhand anzufeuern. Der Film ist vor allem: überpolierte Selbstdarstellung, ein Zusammenschnitt von Szenen, die letztlich nichts Neues zur Geschichte Federer beitragen. Im Gegenteil, die langatmige Bauchbepinselung katapultiert den Mythos RF eher in die sehr irdische Welt gepeinigter Ex-Profisportler, die nicht richtig wissen, wohin mit sich und ihren vergangenen Heldentaten in der Midlife-Crisis.

Vielleicht wäre der Streifen doch lieber als Heimvideo im Tresor verschlossen geblieben.

Smalltalk-Repertoire

Das Cover der Woche, des Sommers, vielleicht des Jahres: Die 102-jährige Holocaust-Überlebende Margot Friedländer wurde von der deutschen “Vogue” für die Sommerausgabe fotografiert. Motto der Ausgabe: Love. Meine Journalistenkollegin Miriam Amro hat Friedländer porträtiert, im Text geht es um Schicksal, Versöhnung und Hoffnung. Meine Lieblingspassage aus dem Text: Kann eine Person, der all das widerfahren ist, die so viel Verrat und Enttäuschungen erlebt hat, so etwas wie Glück empfinden? "Glück. Das ist so groß", sagt sie. "Zufrieden, ja. Ich bin zufrieden. Was kann ich mehr vom Leben verlangen?" Ihre Worte sind schlicht und eindringlich. Es ist das, was ihre Geschichte spürbar macht. Ein Mensch, der keine großen Worte braucht, um das Leben zu beschreiben.” ❤️

Dieser Artikel erschüttert gerade das Female-Empowerment-Universum: Wie chaotisch geht es hinter den Kulissen von Tijen Onarans Unternehmen zu? In einer Recherche von “Businessinsider” packen (ehemalige) Mitarbeiter:innen ihren Frust über die Diversity-Influencerin und “Höhle der Löwen”-Jurorin aus.
Die Vorwürfe: Auf Mitarbeiter:innen laste ein unrealistisch hoher Erwartungsdruck, auch Onarans Führungs-und Kommunikationsstil wird kritisiert. Außerdem geht es um einen heiklen Kündigungsfall kurz nach der Rückkehr einer Ex-Mitarbeiterin aus der Elternzeit.
Ich bin mir unsicher, was von dem Artikel zu halten ist. Die im Artikel genannten Beispielsituationen klingen nach etwas chaotischen Start-up-Welt-Standards und teilweise, sorry to say, typischen Frauenstreitereien im Berufsleben (“sie hat eine gemeine Mail geschrieben”); alles uncool für die Mitarbeitenden, aber leider überhaupt nicht ungewöhnlich. Dass die Gründerin in diesem Fall im großen Stil und so persönlich für die Kultur in ihren Unternehmen verantwortlich gemacht wird, hängt sicherlich mit der Personal Brand zusammen, die Onaran um sich erschaffen hat: Wer sich auf Themen wie Empowerment und Gleichberechtigung setzt, wird natürlich besonders hart in diesen Kategorien bewertet, zumal Onarans Firma ACI Diversity-Consulting anbietet.
Dennoch frage ich mich: Warum liest man solche Auspack-Stories (“so ist Person xy WIRKLICH”) nie über Männer?! Bin gespannt, ob es eine Stellungnahme von Tijen zu dieser Geschichte geben wird, bislang konnte ich nur einen Instagram-Post mit den Worten “You are not responsible for the version of you that exists in other people’s minds” entdecken.

Schnitzel oder Baguette? Fondue oder Gulasch? Unter EM-Fans ist ein kurioser, aber lustiger Wettkampf ausgebrochen - und zwar ums “beste” Nationalessen. Eine nette Sidestory zur EM, die fast vergessen lässt, dass Deutschland als Gastgeber international ziemlich mies bewertet wird (Stichwort: Bahnchaos!)…

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Der perfekte Podcast zur Urlaubszeit: In “Nachhaltig Nachgefragt: dem Podcast der BIO HOTELS” spreche ich als Moderatorin zweimal im Monat mit Menschen aus der Hotellerie. Es geht um die Zukunft des Reisens und um die Frage, wie man sich eigentlich besonders gut erholt. Ihr findet den Podcast auf allen gängigen Audio-Plattformen, zum Beispiel hier auf Spotify.
Das Thema der aktuellen Folge: Anja Lindner ist Landwirtin und Hotelbetreiberin. Ihr LindenGut in der hessischen Rhön müsst Ihr Euch ungefähr so vorstellen: Ferien auf dem Bauernhof, mit 1500 Hühnern, Rindern, Gänsen, Enten und Schweinen – aber auch mit feinstem Bio-Essen und schick eingerichteten Gästezimmern. Im Podcast erzählt Anja von der Entscheidung, ein Hotel zu eröffnen, spricht darüber, warum ein Demeter-Hof kein Streichelzoo ist – und es geht um Hühneraktien.

Binge-Alarm: Was Ihr diese Woche lesen, sehen, hören könnt

📺 England zwischen Upper Class und Armut: Diese Doku von ARD-Korrespondentin Annette Dittert untersucht die krassen sozialen Unterschiede Großbritanniens. Ein paar Fragen bleiben leider offen (wie hat es die junge Sozialistin aus Wales überhaupt ins House of Lords geschafft?), der Film ist dennoch eine interessante Ergänzung zu meinem Interview mit dem Elitenforscher Michael Hartmann:

🎧 Albtraumjob Comedienne? Diese Woche habe ich für eine Rezension die Podcastfolge von Stefanie Giesinger mit Comedy-Talent Parshad angehört. Und war total überrascht von den sehr offenen, kritischen und berührenden Einblicken in die Welt der deutschen Comedy-Szene. Die ist, so das Fazit der Folge, eine männerdominierte Welt, in der man es als Frau extrem schwer hat, ernst genommen zu werden. Hier geht’s zur Folge.

📚Risse im “Old Money”-Idyll: Den Roman “Bad Summer People” von Emma Rosenblum habe ich in einer Rezension von “Elle”-Autorin Nora von Westphalen entdeckt. Die Handlung: Affären und Intrigen im noblen Ferienort an der amerikanischen Ostküste - im Prinzip “Gossip Girl” mit Erwachsenen. Also genau das, was man in schlaflosen, schwülen Sommernächten gern wegliest!

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So gut schlafen wie im Urlaubshotel – mit der Sommerkollektion von Bettenspezialist Auping

Beim Thema Schlafen gibt es nur zwei Sorten von Menschen: Die, die behaupten, nirgends besser schlafen zu können als zu Hause. Und die, die sich in Alltagsnächten schlaflos umherwälzen – aber im Urlaub im frisch gemachten Hotelbett sofort wegschnarchen. Ich gehöre zu letzterer Sorte, und deshalb überlege ich nach jedem Urlaub, wie ich das heimische Schlaferlebnis etwas erholsamer gestalten könnte. Also habe ich mich beim niederländischen Bettenspezialisten Auping umgeschaut - auf der Suche nach dem Hotelfeeling für zu Hause:

  • Das Schlafzimmer zum schönsten Raum der Wohnung machen. Ist Euer Schlafzimmer auch gleichzeitig Arbeitszimmer und Rumpelbude? Ja, die Mehrfachnutzung lässt sich oft nicht vermeiden (danke, Großstadtmieten!) – aber Einrichtungsaufmerksamkeit für den vielleicht wichtigsten Ort im Zuhause lohnt sich. Denn: Ruhe und Eleganz fürs Auge tragen zu einem erholsamen Schlaf bei, das ist Hotel-Inneneinrichtungs-Gesetz, und von der Theorie lasse ich auch mich nicht abbringen. Also träume ich vom Boxspringbett Revive (lässt sich bei Bedarf mit Rollen auseinander schieben) oder vom Bett Essential aus komplett recycelbarem Aluminium.

  • Ein Kissenmenü für zu Hause zusammenstellen. Für die meisten Menschen gibt es nicht DAS EINE Kissen, das immer funktioniert. Mal will man lieber flacher liegen, mal kuscheliger. Die einfachste Möglichkeit, um nicht mit ziependem Nacken aufzuwachen: wie im Luxushotel ein paar Kissen zur gefälligen Auswahl bereithalten.

  • Update bei der Bettwäsche vornehmen. Let’s face it: Bettzeug fällt bei Anschaffungen oft in die Kategorie “ach naja, geht schon noch” (auch dann, wenn die wild gemusterten Laken aus Unizeiten schon halb auseinanderfallen). Dabei gibt’s doch wohl wenig Erholsameres, als in frische, schöne Bettwäsche zu fallen! Super fürs Urlaubsgefühl zu Hause: eine spezielle, leichte Sommerbettdecke und, mein Favorit, diese OEKO-TEX® Standard 100 zertifizierte Bettwäsche. Muss man nicht mal bügeln!

Ich hoffe, Dir hat diese Ausgabe von Sunday Delight Spaß gemacht! Wenn Dir der Newsletter gefällt, kannst Du meine Arbeit so unterstützen:

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