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Ich bin Julia Hackober, Kultur-und Stilkritikerin aus Berlin, und in diesem Newsletter kommentiere ich jeden Sonntag aktuelle Hypes und Aufreger aus Gesellschaft, Popkultur und Lifestyle. Viel Spaß beim Lesen – heute mit einer extralangen Ausgabe (ich war im Flow 🙂 )!

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Bist Du auch eine “schwierige” Frau?

Bin ich “too much”? Megan Staller in Lena Dunhams Serie “Too Much”.
Foto: Netflix

Na, wann wurdet Ihr zuletzt als “schwierig” bezeichnet?

Und: Wann habt Ihr eine andere Frau “schwierig” genannt – obwohl man ganz genau weiß, dass es kein hinterhältigeres Urteil über eine andere Frau geben kann?

Mir ist beides schon passiert.

Jetzt kann man sagen: Naja, man muss eben lernen, sich vom gesellschaftsfähigen Idealbild stets supi-unkomplizierten, dauerfröhlichen, easy-going Frau zu befreien!

Oder eben: Und was ist so schlimm daran, jemanden als schwierig zu bezeichnen, der sich im Umgang absichtlich anstrengend anstellt?  

Beides ist richtig. Und trotzdem habe ich diese Woche mit einer Freundin eine lange Unterhaltung geführt, die ich schon sehr oft in meinem Leben geführt habe – nämlich darüber, dass man als “schwierige” Frau wirklich nur in Fernsehserien zur frech-neurotischen, aber totaaaaal liebenswerten Heldin hochstilisiert wird (aktuelles Beispiel: Lena Dunhams Rom-Com-Serie “Too Much” auf Netflix).

Im echten Leben kann es im privaten wie im beruflichen Kontext ziemlich schnell heikel werden, wenn sich herumspricht: “Die” ist irgendwie “anstrengend”, es ist “schwierig”, mit ihr zusammenzuarbeiten, Unternehmungen mit ihr sind immer so “kompliziert”.

Ihr kennt ja bestimmt das berühmte Zitat von Jane Goodall (s. oben): “It actually doesn't take much to be considered a difficult woman. That's why there are so many of us."

Es geht also sehr schnell, als “schwierig” abgestempelt zu werden. Weil man klar und deutlich seine Meinung vertreten hat (und nicht in oberflächlich freundlichem Floskelsprech verklausuliert). Weil man sich endlich mal getraut hat zu sagen: bis hierhin und nicht weiter (selbst dem verständnisvollsten Menschen reißt irgendwann der Geduldsfaden). Weil man ohne achtsam aufbereitete Erklärungen ein Treffen abgesagt hat (kein Bock).

Es gibt genügend Memes, die all das aufs Korn nehmen und ermutigen, sich über solche Urteile von außen hinwegzusetzen. Es ist trotzdem nicht weniger verletzend, wenn es passiert. Vor allem eben, wenn das Attribut absichtlich verwendet wird, um eine andere Frau zu diskreditieren. Gerade Frauen wissen ganz genau, wie schwer man vom Zicken-Image loskommt; und es ist furchtbar anstrengend, sich gegen den Reflex zu wehren, sich extranett und umgänglich zu zeigen, damit bloß niemand auf die Idee kommt, an der Einschätzung, man sei kompliziert, sei was Wahres dran.

Ich halte im feministischen Kontext nicht viel davon, immer nur zu fordern, was “wir” alles nicht sagen dürfen oder stattdessen lieber sagen sollten.

Aber diese Woche hat mich doch zum nachdenken gebracht: Was heißt es eigentlich, wenn man leichtfertig über eine Freundin oder Kollegin urteilt, sie sei schwierig? Bedeutet das wirklich, dass diese Person nur über fragwürdige soziale Interaktionsfähigkeiten verfügt – oder bedeutet das nur, dass man keine Lust hat, sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die in manchen Situationen anders reagieren, als man selbst das für richtig hält? 

Hot Takes der Woche 🔥

📷 Wie viele Shitstorms müssen Men-only-Fotos eigentlich noch auslösen… bis sich endlich mal herumspricht, dass es PR-technisch keine gute Idee ist, nur weiße Dudes auf prestigeträchtigen Medienbildern zu platzieren? 2022 wurde dieses Bild von der Münchner Sicherheitskonferenz diskutiert, nach der Bundestagswahl in diesem Jahr sorgte dieses Foto der Unions-Spitze für Diskussionen – und nun ging das Bild vom Investitionsgipfel durch Social Media, das, nun ja, die Zukunft der deutschen Wirtschaft zeigen soll. Seufz! Diesen Kommentar zum Foto kann ich Euch empfehlen.

📼 Retromania 1: Balsam für desillusionierte Millennial-Herzen – die “Freaky Friday”-Fortsetzung mit Lindsay Lohan und Jamie Lee Curtis in den Hauptrollen startet im August in den Kinos. Der Trailer sieht leider etwas trashig aus, die Promo-Tour liefert aber herzige “Wisst Ihr noch”-Schwelgerei, die man diesen Sommer gut vertragen kann (welches Medium möchte mich mit einer Kritik beauftragen? Bitte melden!!).

📼 Retromania 2: Der Teufel trägt wieder Prada! Anne Hathaway und Meryl Streep wurden bei den Dreharbeiten zur Fortsetzung des Fashion-Krachers aus dem Jahr 2006 fotografiert. Einen Kostüm-Spoiler findet Ihr hier – ich würd’ mal sagen, Andy Sachs goes Girlboss! Ich hoffe nur, dass sich das Drehbuch nicht an der lahmen Buchfortsetzung orientiert…

🍽️ Werbung Sophisticated Leute gucken & dinieren im Veronika Berlin, Oranienburger Straße 54, 10117 Berlin-Mitte: Ist das Miuccia Prada an der Bar? Und wer sind die “toxic people”, von denen am Nachbartisch die Rede ist?! Im Veronika Berlin gibt’s diesen Sommer ein neues vegetarisches Menü (mein Favorit: das wundervolle Erdbeer-Dessert!) – und eine hochinteressante Dosis Berliner Szene-Feeling on top (bei dennoch sehr nettem Service). Mein Restaurant-Tipp, um sich einen Abend lang wie die Protagonistin in einer chaotischen, aber extrem stylischen Kino-Romanze von Karoline Herfurth zu fühlen 🙂

In eigener Sache

Falls Du neu bei SUNDAY DELIGHT bist und wissen möchtest, wer hier eigentlich schreibt, dann möchte ich Dir sehr gern mein Podcast-Interview mit Kerstin Schiefelbein ans Herz legen (natürlich auch für alle interessant, die bereits Fans sind 🙃 ).
Kerstin hat die Gründerinnen-Initiative FemVisible ins Leben gerufen, die ganz unterschiedliche Frauen von der Energie-Unternehmerin bis eben zur Medien-Solopreneurin bei der Medienarbeit und beim Personal Branding unterstützt.
In unserer Podcast-Folge spreche ich sehr offen über meinen beruflichen Werdegang und offenbare, was ich in der Rückschau beim Start in die Selbstständigkeit anders machen würde.
Und, kleiner Clickbait-Teaser: Ich sage auch klipp und klar, welche Lüge in der Female-Founders-Bubble ich nicht mehr hören kann!!11!! Ihr findet den Podcast auf allen gängigen Plattformen oder hier:

💌 Ich hoffe, Dir hat diese Ausgabe von Sunday Delight Spaß gemacht! Falls ja: Dann leite diese Mail doch unkompliziert an alle Freunde weiter, die sich auch dafür interessieren könnten – sharing is caring 🙂

🌠 Wünsche, Feedback, Kooperationsanfragen? Schreib mir gern eine Mail an [email protected]!

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Bis nächsten Sonntag!

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