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Oh Carrie, was machst du bloß?
Eine radikale Review zu den neuen Folgen von “And Just Like That” –
und eine Idee, die das Drehbuch retten könnte

Gif by streamonmax on Giphy
Das hat Carrie Bradshaw wirklich nicht verdient: Mit über 50 sitzt die New Yorker Serienikone in einem viel zu großen und viel zu leeren Townhouse, kämpft gegen eine Rattenplage im Garten – und muss darum betteln, von ihrem recycelten Boyfriend Aidan auf dessen Farm in Virginia eingeladen zu werden. Zu ihr kommt er nämlich nur dann, wenn familiär und beruflich sonst nichts ansteht – also so gut wie nie.
Seufz. Mr. Big hatte gewiss seine Fehler, aber zumindest gab’s mit ihm keine awkward Patchwork-Family-Spieleabende, bei dem jede falsch verstandene Bemerkung und jeder Teenie-Wutausbruch die ganze Beziehung in Frage zu stellen scheinen.
Ganz ehrlich: Durch die neuen Folgen von “And Just Like That” quäle ich mich nur noch aus einer Mischung aus Nostalgie und journalistischem Interesse. Spaß macht es nämlich nicht dabei zuzusehen, wie Carrie ihr Leben um Aidans Bedürfnisse herum organisieren muss.
Schon klar, die Serie will das Leben erkunden, das Carrie hätte führen können, wenn sie sich vor 20 Jahren für den reellen Aidan und nicht den enigmatischen Big entschieden hätten.
Aber: Haben wir ernsthaft sechs Staffeln “Sex and the City” und zwei wirklich grottenschlechte Filme lang mit Carrie auf der Suche nach dem Glück mitgelitten, damit sie jetzt mühsam in Highheels durch ein Farmerleben stöckeln muss, das offensichtlich nicht für sie bestimmt ist?!
Ich glaube nicht, dass eine Frau mit ihren Möglichkeiten das wirklich tun würde. Und dieser Logikfehler stört mich mehr als jede sonstige unrealistische, überkandidelte Szene in diesem Serienwahnsinn.
Daher unterbreite ich den Drehbuchautoren an dieser Stelle einen Radikalvorschlag: Wie wär’s, wenn Carrie durch unglückliche Umstände, zum Beispiel ahnungslose Fehlinvestitionen in Crypto, einen Großteil ihres Vermögens verlieren würde, beruflich, outfittechnisch und privat richtig kreativ werden müsste – und wir dann dabei zugucken dürften, wie sie sich ein echtes, neues Leben mit Substanz aufbaut?
Nur ein Vorschlag. Aber: You heard it here first!
Hot Takes der Woche 🔥
Zur Bikini-Saison brandet die Ozempic-Diskussion neu auf. Ich kann Euch sagen: In der Berliner Lifestyle-Bubble wird über Ozempic und Botox inzwischen so gesprochen wie über einen neuen Haaarschnitt - “könnte ich eigentlich auch mal ausprobieren” (mehr dazu in diesem Sunday Delight-Essay).
Alles ganz normal, kann man ja machen, wenn man sich dann wohler fühlt – oder? In diesem Video erklärt Mai Thi Nguyen-Kim sehr einleuchtend, warum Ozempic eben kein easy Lifestyle-Medikament ist, warum Abnehmen nicht nur was mit Willenskraft zu tun hat – und warum die Abnehmspritze die Korrelation zwischen Geld und schlanken Körpern nur noch verschärft. Sehenswert!Eine Legende tritt ab: Anna Wintour gibt nach 37 Jahren an der Spitze der amerikanischen “Vogue” ihren Posten als Chefredakteurin auf. Wer sie beerben wird? Wohl niemand so richtig, künftig wird es nämlich nur noch einen “Head of Editorial Content” geben – ein klassischer Medienbranchen-Sparmove, der eigentlich nur so viel verspricht wie: Wir suchen jemanden, der noch mehr arbeitet, aber weniger Geld fordert (das können alle Medienschaffenden meiner Generation mit absurden Non-Job-Titeln bestätigen.)

Ich kann “ironische” Sprücheshirts eigentlich nicht leiden, das “Self Laugh Club”-T-Shirt von Künstlerin Elisa Klinkenberg, das sie für das Athleisure-Label BWG entworfen hat, hat es mir diese Woche trotzdem angetan. Genau mein Lebensmotto: sich selbst nie zu ernst nehmen!! Elisa hat übrigens auch einen coolen Instagram-Account, auf dem sie regelmäßig die seltsamen Gesetze und Gepflogenheiten der Kunstszene aufs Korn nimmt – große Empfehlung.
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Bis nächsten Sonntag!
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