Bin ich zu alt für Band-T-Shirts?

plus: Wer ist Ikkimel und warum regen sich alle über sie auf?

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Ich bin Julia Hackober, Kultur-und Stilkritikerin aus Berlin, und in diesem Newsletter kommentiere ich jeden Sonntag aktuelle Hypes und Aufreger aus Popkultur, Gesellschaft und Lifestyle.
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Meine Tops und Flops der Woche

👩‍🦳Wann ist man zu alt für Band-T-Shirts? Diese Frage wurde kürzlich in der “Zeit” erörtert und ich fühlte mich bei der Lektüre, zugegeben, ziemlich ertappt. Ich liebe Musik-Merch, kann auf Konzerten nur schwer am T-Shirt-Stand vorbeigehen und habe mir kürzlich sogar für schmerzhafte Versandkosten ein T-Shirt meiner aktuellen Lieblingsband Black Honey aus UK bestellt, s. oben.
Nur: Als ich darin kürzlich durch Berlin-Mitte stolzierte, beschlich mich doch ein kurzes Cringe-Gefühl. Was will ich mir mit Fanartikeln einer Indierockband eigentlich selbst beweisen? Dass ich meine “wilde” Seite noch nicht völlig aufgegeben habe, auch wenn ich das letzte große Delirium auf einer Fastenkur, nicht auf einem Festival erlebt habe? Großer Gott, ist das ‘ne ausgewachsene Mittdreißiger-Sinnkrise, in der man anfängt, in Erinnerungen an früher festzuhängen, weil das Hier und Jetzt zu langweilig geworden ist? Fange ich bald an, Sätze wie “also, 2011 war Berlin ja noch viel rougher” oder “Den Club gibt’s ja gar nicht mehr, aber damals…” zu sagen??
Hilfeeee! Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, gedanklich und outfittechnisch auf prätentiöser Berufsjugendlichkeit hängenzubleiben, das passiert nämlich gerade in Berlin schon häufig genug.
Was also tun? “Zeit”-Autorin Sara Geisler sendet Entwarnung an alle, die an ihrem Band-T-Shirt-Ich hängen: “Wie man ewig Kind seiner Eltern bleibt, ist man nie zu alt, Idole zu haben. Wovor sollte man Angst haben?” Und da hat sie, finde ich, recht.

Eine glückliche Julia mit Merch beim Garbage Konzert in Berlin 2024.

Wie seht Ihr das? Hier könnt Ihr abstimmen 🙂 

Kann man Ü30 noch Band-T-Shirts tragen?

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🎙️Wer ist Ikkimel und warum regen sich alle über sie auf? Die Berliner Rapperin trägt Bikini-Tops zu Faltenminis (hallo, Nullerjahre!), richtet auf ihren Konzerten Ruhebereiche für Schwangere und neurodivergente Menschen ein (Gen Z halt) – und singt Zeilen wie “ich bin die größte Fotze der Stadt” (ich wusste nicht, dass man mit billigsten Provokationen wirklich noch Feuilletons schocken kann, ist aber so).
Geständnis: Bislang hab ich das Phänomen erfolgreich ignoriert, jetzt habe ich mir einige Songs angehört. Mein Verdikt: Ich mag die Energie, mir sind viele Texte aber einfach zu stumpf auf “Keta und Krawall” gebürstet – wo ist der Witz, der den Brachial-Rap wieder bricht? Ohne Auflösung bleibt nur Druffi-Sound im Only-Fans-Look, finde ich.
Popkultur-Tipp: In diesem Video erfahrt Ihr alles, was Ihr über die Ikkimel-Kontroverse wissen müsst.

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  • Stell dir vor, deine Branche ist kollektiv ausgebrannt –aber keiner berichtet darüber: Eine Studie der LMU München hat das psychische Wohlbefinden von Journalist:innen untersucht. Die Werte sind katastrophal, die Werte liegen weit unter dem Bevölkerungsdurchschnitt, die Gefahr, an Depressionen zu erkranken, ist hoch. Nur in der Presse findet der Report bislang so gut wie nicht statt…finde den Fehler!
    Fun Fact: Freie Journalist:innen sind im Schnitt trotz aller Unsicherheiten immer noch zufriedener als festangestellte. Kann ich bestätigen! 🙂 
    Für alle, die es betrifft/interessiert: Hier findet Ihr meinen Behind-the-Scenes-Report aus dem Leben als freie Journalistin.

Ich hoffe, Dir hat diese Ausgabe von Sunday Delight Spaß gemacht. Wenn Dir der Newsletter gefällt, kannst Du meine Arbeit unterstützen, indem Du den Newsletter weiterempfiehlst – oder Mitglied der VIP Community wirst.

Danke für Dein Vertrauen! Deine Julia

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